Zum Inhalt springen


Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


« »

Ein Le­ben in Moll – Das Or­che­ster der trau­ri­gen Mu­si­ker

»War­um sol­len wir auf der Couch lie­gen? Wir wol­len spie­len!« Für Leo­nid Khen­kin war die Sa­che klar, als er 2007 beim Job­cen­ter vor­sprach: Ar­beits­lo­se Mu­si­ker aus den Staa­ten der ehe­ma­li­gen So­wjet­uni­on soll­ten sinn­voll tä­tig wer­den und bei­spiels­wei­se in Kin­der­gär­ten und Al­ten­hei­men auf­tre­ten.

Leonid Khenkin in einem der womöglich letzten Konzerte der »Allstars«

Aus der Idee wur­de die Mu­sik­werk­statt der ge­mein­nüt­zi­gen Be­schäf­ti­gungs­ge­sell­schaft No­ris Ar­beit (NoA) ge­bo­ren. Sie hat zeit­wei­se 80 aus­ge­bil­de­ten Sän­gern und In­stru­men­ta­li­sten ei­ne An­stel­lung auf Ba­sis von Ein-Eu­ro-Jobs ge­bo­ten und or­ga­ni­siert jähr­lich rund 2000 Auf­trit­te. Weil nun die Ein­glie­de­rungs­mit­tel dra­stisch ge­kürzt wor­den sind, droht ihr En­de März 2012 das Aus – dies wä­re das En­de für ein un­ge­wöhn­li­ches Pro­jekt, wel­ches so­zia­le In­te­gra­ti­on und ge­sell­schaft­li­chen Auf­trag auf vor­bild­li­che Wei­se ver­bin­det.

Nailia Feyzullayeva träumte von einer großen Karriere in Deutschland

Im Mit­tel­punkt der Re­por­ta­ge ste­hen der Or­che­ster­lei­ter und Kla­ri­net­tist Leo­nid Khen­kin so­wie die Opern­sän­ge­rin Nai­lia Fe­yzul­laye­va, die mit der Hoff­nung auf ei­ne gro­ße Büh­nen­kar­rie­re nach Deutsch­land kam. Der Film be­glei­tet die bei­den Künst­ler zu Pro­ben und Auf­trit­ten und gibt Ein­blick in die har­te Rea­li­tät des Mu­sik­ge­schäf­tes, an der ih­re Träu­me zu schei­tern dro­hen.

Ein Film von Ga­bi Pfeif­fer und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 18 Min.

Diskussion

  1. Ursula Pfäfflin-Müllenhoff  •  30. Jan. 2012, 10:57 Uhr

    Das ist ein be­we­gen­der Film! Und das »Le­ben in Moll« teilt sich un­mit­tel­bar mit – die Trost­lo­sig­keit, weil un­ser Sy­stem zu we­nig üb­rig hat für sol­che Moll-Le­bens­si­tua­tio­nen. Wel­ches Ka­pi­tal an Kön­nen, an Be­gei­ste­rung und Be­gei­ste­rungs­fä­hig­keit wird da ver­schwen­det – ein Ka­pi­tal, das un­se­re Ge­sell­schaft so sehr be­rei­chern wür­de, wenn es denn dürf­te. Mir fällt nur ein: »Trau­ert mit den Trau­ern­den« – wo­her in al­ler Welt soll die Hil­fe kom­men, die so nö­tig wä­re? Ich wür­de den Film gern als gei­sti­ge Zwangs­er­näh­rung in al­le Ar­beits­zim­mer, in al­le Gän­ge von Ver­wal­tungs­ge­bäu­den und Spon­so­ren­sit­zen spie­len. Scha­de, dass die­se Art von Ter­ro­ris­mus nicht rea­li­sier­bar ist. Vie­len Dank der Me­di­en­pra­xis, dass sie die­se rus­si­schen Men­schen, ihr Kön­nen und ih­re La­ge für uns sicht­bar ge­macht hat!

    Ur­su­la Pfäff­lin-Mül­len­hoff

    #1 

  2. Angelika Horenburg  •  1. Feb. 2012, 19:23 Uhr

    Lie­be Ju­lia, lie­ber Tho­mas,

    schön, dass wir jetzt Eu­re Vor­anzei­gen im­mer per E‑Mail be­kom­men. Das »Le­ben in Moll« hat mich sehr be­rührt. Ich fin­de es wirk­lich be­mer­kens­wert, wie Ihr mit Eu­ren The­men den Blick auf die Schwach­stel­len un­se­rer Ge­sell­schaft lenkt. Die­se Mu­si­ker sind nur ein Bei­spiel für al­le einst­mals gu­ten An­sät­ze, die jetzt den Strei­chun­gen zum Op­fer fal­len. Das Trau­ri­ge ist, dass Strei­chun­gen im so­zia­len Be­reich Men­schen trifft, die sich kaum weh­ren kön­nen. Ihr tut es für sie!

    #2 

  3. Dieter Wilhelm  •  2. Feb. 2012, 10:31 Uhr

    Ich muß ein Kom­pli­ment über die pro­fi­haf­te Ar­beit los­wer­den. Sehr ein­drucks­voll!

    Zu dem The­ma gä­be es sehr viel zu sa­gen, kann man schrift­lich gar nicht al­les un­ter­brin­gen.

    Als »Kul­tur­ma­na­ger« des CCN50+ hat­te ich drei mal auf die Hil­fe von Herrn Hör­ner zu­rück­ge­grif­fen und Mu­si­ker bzw. Or­che­ster en­ga­giert. Nur ein­mal war der Preis aus­schlag­ge­bend.

    Aber Sie brin­gen es in der Re­por­ta­ge gut zum Aus­druck: Es sind zwar Pro­fis, aber die An­sprü­che in ei­nem »ka­pi­ta­li­sti­schen Land« sind auch sehr hoch und wer­den ja auch mei­stens er­füllt.

    Ganz toll fin­de ich die Ar­beit in Kin­der- und Al­ten­hei­men. Da­für wür­de sich ein Spon­so­ring gut loh­nen – ich ha­be lei­der nicht so viel Geld...

    Wie ge­sagt, man hat vie­le Ge­dan­ken, die ich schrift­lich gar nicht al­le un­ter­krie­ge. Aber ei­ne Pa­tent­lö­sung weiß ich auch nicht.

    Es grüßt Sie
    Ihr Die­ter Wil­helm

    #3 

  4. Freda Luther  •  2. Feb. 2012, 22:39 Uhr

    Lie­be Fil­mer,

    der kur­ze und doch so in­halts­rei­che Film hat mir ei­nen tie­fen Ein­druck ge­macht. Herz­li­chen Dank da­für!

    Fre­da Lu­ther

    #4 

  5. Thomas Hörner  •  9. Feb. 2012, 15:47 Uhr

    Lie­be Frau Tho­mas,
    lie­ber Herr Tho­mas S.

    vie­len Dank für die­sen aus­druck­star­ken aber be­hut­sam er­stell­ten Bei­trag.

    Dan­ke!

    P.S. Bei die­sen Na­men hat mich das nicht über­rascht

    Tho­mas H.

    P.S.2 Vie­len Dank auch Ih­nen, Frau Pfeif­fer. Wie ha­ben Sie das nur ge­schafft? Am Na­men kann es ja nicht lie­gen!?

    Gruß

    Tho­mas Hör­ner

    #5 

  6. Karl Stutz  •  12. Feb. 2012, 20:41 Uhr

    Es ist wirk­lich trau­rig und ei­ne Schan­de, das für die­ses Pro­jekt kein Geld mehr zur Ver­fü­gung ge­stellt wird. Man braucht nur mal den Jah­res­be­richt des »Bund der Steu­er­zah­ler« durch­blät­tern um zu se­hen, wie­viel Geld je­des Jahr ver­brannt wird oder in dunk­len Ka­nä­len ver­schwin­det, nur für sol­che und an­de­re so­zia­le Pro­jek­te wer­den die Mit­tel ge­stri­chen.

    Täg­lich le­sen wir, wie sich un­ser kor­rup­ter Prä­si­dent die Ta­schen ge­füllt hat, wie so­zia­le Brand­stif­ter in un­se­rer Par­tei­en­land­schaft ihr Kli­en­tel be­die­nen und von Diä­ten­er­hö­hun­gen für un­se­re Volks­ver­tre­ter.

    Ich wün­sche al­len das die­ses Pro­jekt nicht stirbt, das die Ver­ant­wort­li­chen be­grei­fen, das un­se­re Ge­sell­schaft nicht nur durch Spar­or­gi­en be­stehen kann.

    Viel Glück!

    Karl Stutz

    #6 

Kommentar abgeben: