Nachdem sich die Wogen über den Abriss des Parkhotels mit dem darin befindlichen und unter Denkmalschutz stehenden Festsaal etwas gelegt haben, beschäftigt das Schicksal des ebenfalls für die Entwicklung des Einkaufsschwerpunktes »Neue Mitte« benötigten Gebäudes in der Rudolf-Breitscheid-Straße 4 die Fürther Bürger. Sollen für das von der Lebenshilfe Fürth zu betreibende Café »Samocca« bestehende Denkmalschutzauflagen teilweise aufgehoben werden? Eine ausführliche Zusammenfassung der Diskussion im Fürther Stadtrat finden Sie hier:
Ausschnitt aus der Fürther Stadtratsitzung vom 18.12.2013 |
Angesichts der Feiertage von meiner Seite vorerst nur drei Dinge hierzu:
1. Einige Stadträte inklusive Stadtbaurat Krauße meinten im Stadtrat, dass die Entfernung der Decke u.a. den großen Vorzug habe, dass so die Fassade erhalten werden könne. Zitat aus den Fürther Nachrichten vom 17.12.13 (»Wieder Streit mit dem Denkmalschutz«): »Problematisch wird es, weil der MIB-Neubau, der auf dem Wölfel-Areal von hinten an die alten Häuser an der Breitscheidstraße andocken wird, eine andere Raumhöhe hat. Der Fußboden des ersten Stocks ist exakt um 76 Zentimeter höher als im Altbau.« In ihrer »fachlichen Stellungnahme« nennt eine pädagogische Fachkraft (die bei der Lebenshilfe offensichtlich auch gleich die architektonische Planung mit übernimmt) eine Lösung: »Die Erdgeschossdecke müsste auf das Niveau des Neubaus angehoben werden, was allerdings zur Folge hätte, dass sich Besucher die Köpfe an der Decke des ersten Stocks stoßen würden«. Diese müsste also raus, die Räume würden dann »durch die Decke der ehemaligen zweiten Etage abgeschlossen«. »Wir würden tränenden Auges den Abriss der Decke in Kauf nehmen, dafür aber die Fassade erhalten«, so Krauße. – Angesichts dieser einfühlsamen Worte kommen mir auch die Tränen der Rührung, denn: Wenn der Boden des 1. OG um 76 cm angehoben wird, ist die Fensterbrüstung lediglich ca. 14 cm vom Fußboden entfernt, bei einer Fensterhöhe von geschätzt 1,2 bis 1,3 m. Es sähe in einem Café äußerst seltsam aus, wenn die Fenster auf Bauchnabelhöhe enden würden, vermutlich ist das baurechtlich überhaupt nicht zulässig. Folglich müssen die Fenster vergrößert oder in der Lage verändert und damit die Fassade aufgerissen werden.
2. Eine negative Stellungnahme der Unteren Denkmalschutzbehörde Fürth lag schon vor, wird aber nun für nichtig, für nie dagewesen erklärt, business as usual in Fürth. Die Planung von MIB sah schon immer die Entfernung der Decke vor, von daher ist es für den Investor schon ein Glücksfall (Glücks-Zufall?), dass man die Lebenshilfe mit ins Boot holen konnte. In der jetzigen Konstellation wird die perfide Stimmungsmache gegen den Denkmalschutz in Fürth um die effektive Komponente »Denkmalschutz gegen Menschen mit Behinderung« ergänzt. Insofern bedanke ich mich bei Dr. Joachim Schmidt für seinen Redebeitrag in der Stadtratssitzung (»Diejenigen, die sich mehr für den Denkmalschutz entscheiden, sind nicht gegen Menschen mit Behinderung«).
3. Im September 1984 war ich bei der Eröffnung der integrativen Kneipe »Lenny´s Hütte« in der Friedrich-Ebert-Straße (geschlossen im Juli 1993), weil ein Freund dort Zivildienst ableistete. Von den etwa 100 zur Eröffnung eingeladenen Nachbarn kam kein einziger. Die Hemmschwelle war einfach zu hoch. Ich bin Café-Liebhaber und habe auf der ganzen Welt von Kalifornien bis Neuseeland, von Irland bis Nepal, von Kairo bis Lima Cafés besucht. Einem Café, das sich nicht im Erdgeschoss einladend öffnet, gebe ich wenige Chancen. Ich glaube nicht, dass das so geplante Samocca-Café die Integration und Inklusion in Fürth bedeutend weiterbringen wird.
#1