Wolfram und Christina Kahle sind überzeugte Verfechter einer ökologischen Lebensweise. 1980 macht Wolfram Kahle seine Überzeugung zum Beruf und beginnt, auf Wochenmärkten in Norddeutschland Naturkostwaren zu verkaufen. Neun Jahre später zieht er mit seiner Frau Christina nach Mittelfranken und eröffnet in der heimischen Garage einen ersten Bio-Laden. Die alteingesessene heimische Bevölkerung in der ca. 25 km von Nürnberg entfernt gelegenen Gemeinde Baiersdorf kann zunächst wenig mit dem Angebot anfangen.
Mit viel Geduld und großem Werbe- und Überzeugungsaufwand gelingt es, den Laden zu etablieren. Im Laufe der Jahre entwickelt sich das Geschäft immer besser – die beiden expandieren. Gemeinsam mit Geschäftspartnern betreiben sie zeitweise fünf »BioMarkt«-Läden in Erlangen und Umgebung.
Noch immer meldet die Naturkostbranche jedes Jahr Umsatzrekorde. Überall schießen Bio-Supermärkte aus dem Boden, aber die Kahles sehen in diesem Umfeld für sich und ihr Geschäftskonzept keine Zukunft: »Der Markt verlangt, dass die Flächen immer größer werden, die Taktungszeiten an der Kasse immer schneller werden, und damit haben wir dann letztendlich den konventionellen Supermarkt komplett kopiert und das, was wir an Lebensqualität in diesen Geschäften und mit diesen Produkten transportieren wollten, verraten.«
Für Wolfram Kahle und seine Frau hat die Naturkostbewegung im Laufe der Jahre ihre Ideale aus dem Blick verloren – Grund genug für die beiden, auszusteigen.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 54 Min.
Dieser Film ist auf DVD erhältlich. |
Seit wir 2004 nach Baiersdorf zogen, waren wir Kunden im Baiersdorfer Biomarkt der Kahles. Auch heute noch, mehrere Jahre nach der Schließung, fragt unser Sohn, warum der Biomarkt nicht mehr da ist!!! Wir haben so gerne dort eingekauft. Leider musste er einem Bäckerei-Filialisten weichen: dem 5. in Baiersdorf. Wir sind der gleichen Meinung der Kahles was die Entwicklung der Bio-Naturkostbewegung angeht.
Da wir selbst einen Familienbetrieb in Erlangen seit mehreren Generationen führen, kommen uns diese Entwicklungen sehr bekannt vor. Die Wirtschaft verrennt sich in eine, für vernünftig denkende Kaufleute und Arbeitgeber, falsche Wachstumseuphorie! Diese ist aber nicht auf Dauer mit bestimmten Werten vereinbar. Gut bezahlte Arbeit und gute Qualität. In unserer Branche (erst Handschuhe, mittlerweile Lederwaren) nimmt diese schlimme Entwicklung immer verrücktere Formen an. Ich kann Familie Kahle total verstehen, ausgestiegen zu sein, da die eigenen Werte sonst zu stark verletzt werden!
#1
Pressespiegel: »TV-Reportage: Für die Kahles ist Bio nur noch ein Etikett« (NZ)
#2
Liebe Julia, lieber Thomas,
Es wurde Zeit, dass ein kritisches Auge auf den Bio-Boom geworfen wird. Wir beobachten seit Jahren die von Euch in das Blickfeld gelenkte Entwicklung: Mehrfachverpackungen, Mengen von anfallendem Plastikmüll, Früchte und Gemüse, eingeflogen aus fernen Landen, und das zu einer Zeit, in der sie noch beim Biobauern im Direktverkauf erhältlich sind. Wir sind natürlich froh, dass wir einen grünen Laden am Ort haben, beobachten jedoch die wachsende Entfremdung zur ursprünglichen Idee mit starker Kritik. Erste Adresse ist deshalb für uns immer noch der Biobauer und unser Essen richtet sich das ganze Jahr über in erster Linie nach dem, was er in seinem Angebot bereit hält. An seinen Mohrrüben kann man noch erkennen, auf welchem Boden sie gewachsen sind und er erklärt den Kindern, warum sie anders aussehen als im Bioladen (siehe Film) In den Bioläden gibt es keine Naturnähe mehr. Sie erziehen die Menschen zu dem Gefühl, dass immer alles zur Verfügung zu stehen hat. Das ist eine traurige Entwicklung.
#3
Guten Tag,
wollten auf die tolle Tagung u. den Verein aufmerksam machen. Die Techniker Kasse bezuschusst die wertvolle Arbeit mit 5000 Euro jedes Jahr – Das wäre doch einen Bericht wert und auch die Arbeit von Fr. Frielinghaus mit ihrem unermüdlichen Einsatz.
#4