»Also, als Tischlerin werden Sie dann nicht mehr arbeiten können«. Mit dieser Aussage des behandelnden Arztes wurde Melanie Kyrieleis vor knapp fünf Jahren konfrontiert. Wenige Tage zuvor war ein Aderhautmelanom diagnostiziert worden, man legte ihr deshalb nahe, das betroffene Auge operativ entfernen zu lassen.
Melanie entschied sich zu diesem Schritt; das linke Auge wurde entfernt und schon wenige Wochen später hatte sie ihren ersten Termin bei einem Augenprothetiker, einem Ocularisten. Mit einer Augenprothese, meist einem Glasauge, gleicht dieser den Verlust des Auges optisch aus und stellt die Gesichtssymmetrie wieder her. So erschütternd Melanie die Erkrankung und den teilweisen Verlust der Sehkraft erfährt, empfindet sie doch die Prothese als große Erleichterung. Wer sie nicht kennt, bemerkt nicht, dass sie ein Glasauge trägt.
Melanie, selbst Handwerkerin, ist fasziniert von der Fähigkeit des Ocularisten, von Hand ein Auge herzustellen, das von dem gesunden nicht zu unterscheiden ist. Mit der Filmemacherin Cherima Nasa begibt sie sich auf eine Spurensuche rund um das Glasauge.
Der Film begleitet sie bei einem der jährlichen Besuche bei einem Ocularisten, der aus einem Rohling ein neues Glasauge fertigt, wenn das vorherige durch das Tragen abgenutzt ist. Dann folgt er der Spur zur Produktion der Rohlinge, die traditionell in der thüringischen Kleinstadt Lauscha gefertigt werden und wo heute noch das Glasaugenmachen in sechs Ausbildungsjahren gelehrt wird.
Neben dieser Spurensuche beleuchtet der Film, wie Melanie nach dem ersten Schock ihr Leben überdenkt und sich neuen Themen widmet. So kann sie zwar entgegen der Prognose des Arztes wieder als Tischlerin arbeiten, aber sie hat auch für sich beschlossen, das zu tun, was ihr wirklich wichtig ist...
Ein Film von Melanie Kyrieleis und Cherima Nasa • Länge: 30 Min.
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