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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


Januar 2014

Vor­ge­schaut und rück­ge­blickt

Nach­dem wir schon mehr­mals dar­auf an­ge­spro­chen wur­den, mög­lichst schon ei­ni­ge Zeit vor der Aus­strah­lung auf un­se­re Re­por­ta­gen und Do­ku­men­ta­tio­nen hin­zu­wei­sen, möch­ten wir dies in die­sem Jahr an­ge­hen, zu­min­dest so­weit es un­se­re Zeit zu­lässt. Hier nun al­so Hin­wei­se auf die Fil­me der näch­sten Wo­chen.

Dass der In­klu­si­ons­ge­dan­ken schon vor fast 15 Jah­ren in er­sten An­sät­zen ge­lebt wur­de, zeigt die Re­por­ta­ge »Ta­sten­de Schrit­te in den ganz nor­ma­len All­tag« über zwei blin­de Mäd­chen, die ge­mein­sam ein Gym­na­si­um in Er­lan­gen be­su­chen. In­zwi­schen ha­ben bei­de ihr Ab­itur be­stan­den und ein Stu­di­um er­folg­reich ab­ge­schlos­sen. Ein Bei­spiel für die po­si­ti­ven Mög­lich­kei­ten der In­klu­si­on (ab Sonn­tag, 19.01.2014).

In der Wo­che dar­auf zei­gen wir das halb­stün­di­ge Por­trait der Für­ther Kul­tur­för­der­preis­trä­ge­rin Ju­lia Frisch­mann: »Ju­lia Frisch­mann – Platz schaf­fen für Ge­dan­ken«. Ein Film, der ei­nen Ein­blick in das Schaf­fen der Für­ther Künst­le­rin gibt und nicht zu­letzt durch die Ein­las­sun­gen des selbst­er­nann­ten Welt­an­schau­ungs­be­au­trag­ten Phil­lipp Moll zu un­ter­hal­ten weiß (ab Sonn­tag, 26.01.2014).

Das The­ma Ar­beits­lo­sig­keit be­schäf­tigt uns im­mer wie­der. Zwei Fil­me da­zu wie­der­ho­len wir in der er­sten Fe­bru­ar­wo­che (ab Sonn­tag, 02.02.2014):

1998 wa­ren in Deutsch­land über vier Mil­lio­nen Men­schen ar­beits­los. Die Re­por­ta­ge »Ar­beits­los, ab­ge­schrie­ben?« stellt Men­schen vor, die ver­such­ten, durch Ei­gen­in­itia­ti­ve ih­re Si­tua­ti­on zum Bes­se­ren zu wen­den:

  • Rei­se­kauf­frau Ja­ni Ret­tel­bach macht sich selb­stän­dig. Nach­dem sie in ih­rem Be­ruf jah­re­lang kei­ne An­stel­lung fin­det, er­öff­net sie ei­nen La­den, in dem sie ne­ben aus­ge­fal­le­ner Se­cond-Hand-Klei­dung Mo­del­le von Jung­de­si­gnern an­bie­tet.

  • Selbst von Ar­beits­lo­sig­keit be­trof­fen, schreibt Wil­fried Vo­gel zu­nächst un­zäh­li­ge Be­wer­bun­gen, muss aber fest­stel­len, dass er mit 49 Jah­ren be­reits »zum al­ten Ei­sen« ge­hört. Des­halb ruft er 1994 die Be­schäf­ti­gungs­in­itia­ti­ve »Brücke zur Ar­beit« ins Le­ben, mit der er 56 Men­schen ei­ne Be­schäf­ti­gung ver­schafft, über die Hälf­te da­von in der frei­en Wirt­schaft.

  • Hein­rich Hauß­mann grün­det in Nürn­berg ei­nen Tausch­ring. Das Ziel die­ser In­itia­ti­ve, die sich da­mals in meh­re­ren deut­schen Städ­ten grün­de­te: Das, was man kann, bie­tet man an, als Ge­gen­lei­tung er­hält man von ei­nem an­de­ren Mit­glied des Tausch­rin­ges auf ei­ner Ebe­ne Hil­fe, auf der man sich selbst nicht so aus­kennt – und das Gan­ze oh­ne den Ein­satz von Bar­geld.

»Mit € 4,52 durch den Tag« zeigt das Schick­sal von drei Men­schen, die vor zehn Jah­ren mit So­zi­al­hil­fe ih­ren All­tag be­strei­ten muss­ten:

  • Der ar­beits­lo­se Elek­tro­in­ge­nieur, der al­ko­hol­krank wird und ver­sucht, sich wie­der im All­tag zu­recht zu fin­den.

  • Die chro­nisch kran­ke 70-jäh­ri­ge Se­nio­rin, die seit der Schei­dung von ih­rem Mann kei­ner­lei Ver­mö­gens­wer­te mehr be­sitzt und für die die Pra­xis­ge­bühr beim Arzt schon zu ei­nem fi­nan­zi­el­len Pro­blem wird.

  • Die 35-jäh­ri­ge al­lein­er­zie­hen­de Mut­ter von zwei Kin­dern, die ne­ben ei­nem Qua­li­fi­zie­rungs­kurs put­zen geht, um ih­ren Kin­dern zu­min­dest klei­ne­re Freu­den ma­chen zu kön­nen.

Wir wür­den uns freu­en, wenn sie un­se­re Sen­dung ein­schal­ten und wün­schen al­len un­se­ren Zu­schau­ern und Le­sern noch ein­mal al­les Gu­te für’s Neue Jahr.

Ih­re point-Re­dak­ti­on

Dezember 2013

Neue Mit­te Fürth: Denk­mal­schutz oder ein in­te­gra­ti­ves Ca­fé der Für­ther Le­bens­hil­fe?

Nach­dem sich die Wo­gen über den Ab­riss des Park­ho­tels mit dem dar­in be­find­li­chen und un­ter Denk­mal­schutz ste­hen­den Fest­saal et­was ge­legt ha­ben, be­schäf­tigt das Schick­sal des eben­falls für die Ent­wick­lung des Ein­kaufs­schwer­punk­tes »Neue Mit­te« be­nö­tig­ten Ge­bäu­des in der Ru­dolf-Breit­scheid-Stra­ße 4 die Für­ther Bür­ger. Sol­len für das von der Le­bens­hil­fe Fürth zu be­trei­ben­de Ca­fé »Sam­oc­ca« be­stehen­de Denk­mal­schutz­auf­la­gen teil­wei­se auf­ge­ho­ben wer­den? Ei­ne aus­führ­li­che Zu­sam­men­fas­sung der Dis­kus­si­on im Für­ther Stadt­rat fin­den Sie hier:

Video auf YouTube anschauen Aus­schnitt aus der Für­ther Stadt­rat­sit­zung vom 18.12.2013
November 2013

»Mit sich selbst im Grü­nen sein« – Netz­werk So­zia­le Land­wirt­schaft

Szenenfoto

Die Idee der Ver­bin­dung von Land­wirt­schaft und Sozialarbeit/Sozialpädagogik hat viel­fäl­ti­ge, von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge hi­sto­ri­sche Wur­zeln, u. a. das Wir­ken des ukrai­ni­schen Päd­ago­gen An­ton Sem­jo­no­witsch Ma­ka­ren­ko, aber auch die Im­pul­se Ru­dolf Stei­ners in der Heil­päd­ago­gik und Land­wirt­schaft. In den letz­ten Jah­ren er­lebt die­ser An­satz ei­ne neue Blü­te als Grü­ne So­zi­al­ar­beit und So­zia­le Land­wirt­schaft in ei­ner Viel­zahl von Ein­rich­tun­gen mit ganz un­ter­schied­li­chen Ziel­grup­pen.

Szenenfoto

Ihr ge­mein­sa­mes Ziel: Durch die Ver­bin­dung von Land­wirt­schaft, Gar­ten­bau und so­zia­ler Ar­beit Men­schen, die auf Grund ei­nes Han­di­caps auf dem er­sten Ar­beits­markt kei­ne Chan­ce ha­ben, Be­schäf­ti­gung zu ge­ben. Da­bei steht nicht die Ge­winn­ma­xi­mie­rung im Vor­der­grund, son­dern die Su­che nach ei­ner Tä­tig­keit, die Sinn stif­tet und Spaß macht, oh­ne zu über­for­dern.

Szenenfoto

Ob­wohl die­se Kon­zep­te schon seit Jah­ren er­folg­reich in der Ar­beit mit kör­per­lich und gei­stig be­hin­der­ten Men­schen, mit psy­chisch Kran­ken und ehe­mals Dro­gen­ab­hän­gi­gen an­ge­wandt wer­den, wird ih­nen in Deutsch­land ei­ne An­er­ken­nung als ei­gen­stän­di­ge The­ra­pie­form ver­wei­gert. Nicht zu­letzt um dies zu än­dern, ha­ben sich vie­le die­ser Ein­rich­tun­gen im Netz­werk »So­zia­le Land­wirt­schaft« zu­sam­men­ge­schlos­sen.

Szenenfoto

Der Film gibt Ein­blick in die Ar­beit von vier Ein­rich­tun­gen und zeigt auf, was sich die Be­tei­lig­ten von dem Netz­werk er­hof­fen.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 28 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Oktober 2013

»Aben­teu­er für al­le« – Müh­len­kraft e. V.

Bis hier wieder Leben einkehrt, muss noch viel Geld in die Hand genommen werden

2009 kauf­te Müh­len­kraft e. V. in der Hers­brucker Schweiz die Harn­ba­cher Müh­le. Der Ver­ein will das 21 Hekt­ar gro­ße Ge­län­de in den näch­sten Jah­ren so ent­wickeln, dass Men­schen mit Han­di­cap hier nicht nur ei­ne sinn­vol­le Ar­beit fin­den, son­dern ih­nen auch ein mög­lichst frei­er Zu­gang zur Na­tur er­mög­licht wird.

»Abenteuer für alle« auf der Pegnitz

Un­ter dem Ti­tel »Aben­teu­er für al­le« or­ga­ni­siert der Ver­ein be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren Frei­zei­ten in der Na­tur. Mit selbst­ge­bau­ten Roll­fiet­sen wer­den für geh­be­hin­der­te oder ge­lähm­te Men­schen Wald­we­ge zu­gäng­lich, mit ent­spre­chen­den Schlauch­boo­ten kön­nen sie so­gar an ei­ner Boots­fahrt teil­neh­men.

Man muss sich nur zu helfen wissen - mit einfachen Hilfsmitteln ist der Zugang zur Natur für alle möglich

Mit dem Aus­bau des Ge­län­des sol­len in den näch­sten Jah­ren die­se Ak­ti­vi­tä­ten wei­ter ent­wickelt wer­den. Gleich­zei­tig soll die Harn­ba­cher Müh­le zu ei­nem Ort der Be­geg­nung wer­den, der Men­schen mit Han­di­cap in­ter­es­san­te Ar­beits­plät­ze bie­tet. Hier­zu will der Ver­ein ei­ne Schu­le er­rich­ten, ga­stro­no­mi­sche An­ge­bo­te ma­chen und die Wald- und Wie­sen­flä­chen gärt­ne­risch be­wirt­schaf­ten.

Mit den selbstgebauten Rollfietsen auf Erkundungstour

Bis da­hin ist es al­ler­dings noch ein wei­ter Weg: Zu­nächst muss das nö­ti­ge Geld be­sorgt wer­den. Kei­ne ein­fa­che Auf­ga­be, zu­mal das Ge­län­de auch noch in ei­nem Na­tur­schutz­ge­biet liegt.

Studenten der Permakultur-Akademie diskutieren über eine möglichst naturfreundliche Umsetzung der geplanten Aktivitäten

Die Re­por­ta­ge zeigt zum ei­nen die er­sten Frei­zeit­an­ge­bo­te, die hier für Ju­gend­li­che mit und oh­ne Han­di­cap ge­macht wer­den, zeigt das eh­ren­amt­li­che En­ga­ge­ment des Netz­wer­kes »Un­ter­neh­men Eh­ren­sa­che«, die bei ei­nem Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring Day den Ver­ein bei Ar­bei­ten auf dem Ge­län­de un­ter­stützt ha­ben und be­glei­te­te ei­ne Grup­pe von an­ge­hen­den Per­ma­kul­tur­de­si­gnern, die sich ei­ne Wo­che da­mit be­schäf­tigt ha­ben, wie man die ge­plan­ten Ak­ti­vi­tä­ten des Ver­ei­nes an der Harn­ba­cher Müh­le so ver­wirk­li­chen kann, dass da­bei mög­lichst we­nig Ein­grif­fe in die Na­tur er­for­der­lich sind.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 27 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Juli 2013

»Schü­ler fra­gen – Po­li­ti­ker ant­wor­ten« – ein Pro­jekt mit der 10c des Jo­han­nes-Schar­rer-Gym­na­si­ums

Mit­te Sep­tem­ber sind Bun­des­tags­wah­len. Ein The­ma, das auch in der Schu­le be­ar­bei­tet wird, aber bei Ju­gend­li­chen meist we­nig Be­gei­ste­rung aus­löst. Grund ge­nug für Me­di­en PRAXIS e. V., das The­ma ge­mein­sam mit Schü­lern des Nürn­ber­ger Jo­han­nes-Schar­rer-Gym­na­si­ums et­was ge­nau­er zu be­trach­ten.

Fast 40 Schulstunden lang haben die Schüler recherchiert, diskutiert und Fragen entworfen

In dem Pro­jekt »Schü­ler fra­gen – Po­li­ti­ker ant­wor­ten« mit der Klas­se 10c des Jo­han­nes-Schar­rer-Gym­na­si­ums ha­ben Mit­ar­bei­ter von Me­di­en PRAXIS e. V. in Zu­sam­men­ar­beit mit dem So­zi­al­kun­de­leh­rer von März bis Mit­te Ju­li die Schü­ler dar­auf vor­be­rei­tet, je­weils halb­stün­di­ge In­ter­views mit Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten bzw. –kan­di­da­ten der fünf im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en zu füh­ren, die dann auf un­se­rem Sen­de­platz in fünf point Spe­zi­al-Sen­dun­gen aus­ge­strahlt wer­den.

In der Nürnberger Fußgängerzone wurden Passanten nach ihrem Wahlverhalten befragt

Auch in der 10c war das In­ter­es­se an Po­li­tik zu­nächst eher ge­ring, die Aus­sa­gen der Schü­ler reich­ten von: »Oft­mals ver­wir­rend und kom­pli­ziert« bis zu »Für die mei­sten jun­gen Men­schen echt un­in­ter­es­sant und ei­gent­lich weiß kei­ner wirk­lich viel drü­ber«. Po­li­ti­ker wa­ren »Leu­te, die ver­su­chen, durch Ver­dre­hung der Er­eig­nis­se Sa­chen für sich bes­ser da­ste­hen zu las­sen«, »Leu­te, die viel re­den und ir­gend­wie nicht so viel ma­chen« oder »sie soll­ten ’nen ech­ten Dok­tor­ti­tel ha­ben, den sie sich wirk­lich ver­dient ha­ben und wenn nicht, dann soll­ten sie bes­ser lü­gen kön­nen«.

Höhepunkt des Projektes waren die Einzel-Interviews mit Mandatsträgern und Kandidaten für die Bundestagswahl

In Klein­grup­pen wur­de vier Mo­na­te und fast 40 Schul­stun­den lang re­cher­chiert und dis­ku­tiert. Ei­ne Schü­ler­grup­pe be­frag­te Pas­san­ten zu de­ren Po­li­tik­ver­ständ­nis und An­fang Ju­li führ­ten die Schü­ler die In­ter­views mit Bun­des­tags­kan­di­da­ten der fünf im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en.

Nach der ein­lei­ten­den Re­por­ta­ge am kom­men­den Sonn­tag se­hen Sie an den fol­gen­den fünf Sonn­ta­gen die In­ter­views mit den Po­li­ti­kern:

Sonn­tag, den 11. Aug. 2013:   Ha­rald Wein­berg, MdB, DIE LINKE
Sonn­tag, den 18. Aug. 2013:   Til­man Schü­rer, FDP
Sonn­tag, den 25. Aug. 2013:   Uwe Ke­ke­ritz, MdB, Bünd­nis 90/Die Grü­nen
Sonn­tag, den 01. Sep. 2013:   Ga­brie­la Hein­rich, SPD
Sonn­tag, den 08. Sep. 2013:   Mi­cha­el Frie­ser, MdB, CSU

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 18 Min.

Juli 2013

Fürth Fe­sti­val 2013 in der Gu­stav­stra­ße – vom Um­gang mit ei­nem Kon­flikt

Me­di­en PRAXIS e. V. hat sich in den let­zen 12 Mo­na­ten aus­führ­lich mit der Für­ther Gu­stav­stra­ße be­schäf­tigt. Zum ei­nen ha­ben wir uns in dem Film »A biss­la wos vo Färdd – die Gu­stav­stra­ße« mit der Ge­schich­te der Stra­ße be­fasst, zum an­de­ren ha­ben wir uns in der Re­por­ta­ge »Le­bens­lust, Le­bens­frust – vom span­nungs­rei­chen Le­ben in der Gu­stav­stra­ße« mit dem seit ge­rau­mer Zeit an­dau­ern­den Kon­flikt zwi­schen ei­ni­gen An­woh­nern, Wir­ten und Be­su­chern der Gu­stav­stra­ße aus­ein­an­der­ge­setzt.

Und der Kon­flikt schwelt wei­ter: In­zwi­schen wur­den ei­ni­ge Pro­zes­se ge­führt, ein En­de ist nicht ab­zu­se­hen. So kam es im Vor­feld des Fürth Fe­sti­vals im In­ter­net zu Ge­walt­an­dro­hun­gen ge­gen ein­zel­ne An­woh­ner, als be­kannt wur­de, dass sich die Stadt auf Grund ei­nes Ge­richts­be­schlus­ses ge­zwun­gen sah, die Live­mu­sik in der Gu­stav­stra­ße ei­ne Stun­de frü­her zu be­en­den als in den Jah­ren zu­vor.

Das Fürth Festival zieht viele Menschen in die Gustavstraße

Wir wa­ren am Sams­tag vor Ort, ha­ben uns selbst ein Bild ge­macht und Ver­an­stal­ter Tho­mas Schier von Vi­si­on Fürth e. V. und Hel­mut Ell von den Tra­vel­ling Play­mates zu der Si­tua­ti­on be­fragt. In der Fürth-Me­dia­thek von Me­di­en PRAXIS e. V. ist das Vi­deo ab so­fort ab­ruf­bar:

Stimmen zum Konflikt in der Gustavstraße Video auf YouTube anschauen Stim­men zum Kon­flikt in der Gu­stav­stra­ße
Mai 2013

Ali­na aus der Ukrai­ne -
»Es kann nicht je­der deutsch sein!«

Mit dem En­de der So­wjet­uni­on kommt es in der Ukrai­ne zu gro­ßen wirt­schaft­li­chen Pro­ble­men: Vie­le Men­schen wer­den ar­beits­los, manch­mal fehlt es selbst für das Nö­tig­ste am Geld. Ali­na ist 10 Jah­re alt, als ih­re Mut­ter und ihr Stief­va­ter be­schlie­ßen, des­halb nach Deutsch­land aus­zu­wan­dern. Ob­wohl sie bei der An­kunft au­ßer dem Satz »Hän­de hoch, Ho­se run­ter« kein Wort Deutsch spricht, schafft sie es be­reits nach ei­nem Jahr auf das Gym­na­si­um.

Im letzten Jahr hat Alina dieses Kleid noch ausgefüllt

Ih­re Frei­zeit ver­bringt sie bei­na­he aus­schließ­lich mit Hip­hop-Tan­zen. Sie trai­niert fast je­den Tag und be­ginnt, auch an­de­re Kids an­zu­lei­ten. Es gibt al­ler­dings ein Pro­blem: seit es der Fa­mi­lie bes­ser geht, nimmt Ali­na kon­ti­nu­ier­lich zu – trotz des vie­len Sports. Vor zwei Jah­ren war es dann so­weit: Ali­na wiegt in­zwi­schen so­viel, dass ihr Knie nicht mehr mit­macht. Sie muss auf­hö­ren zu tan­zen.

Um abzunehmen, hat Alina sich in der Ukraine operieren lassen

Den Grund für die kon­ti­nu­ier­li­che Ge­wichts­zu­nah­me sieht sie in der Kind­heit, als es der Fa­mi­lie zeit­wei­se so­gar am Geld für Le­bens­mit­tel fehl­te: »Wenn man mal nicht ge­nug hat, nutzt man das sehr ger­ne aus, wenn man was hat, sprich so­bald es uns, un­se­rer Fa­mi­lie dann bes­ser ging, hab ich an­ge­fan­gen zu­zu­neh­men.« Da we­der Sport noch ver­schie­de­ne Di­ät­ver­su­che wei­ter­hel­fen, sieht sie als ein­zi­ge Lö­sung ei­ne Ma­gen­ver­klei­ne­rung. Sie fährt in ih­re al­te Hei­mat und lässt dort ei­ne ent­spre­chen­de Ope­ra­ti­on durch­füh­ren.

Alina fühlt sich verpflichtet, ihr Studium erfolgreich abzuschließen, damit die Emigration ihrer Eltern nicht vergebens war

Das Schick­sal meint es mit Ali­nas Fa­mi­lie nicht gut. Ihr Stief­va­ter, ein aus­ge­bil­de­ter In­ge­nieur, fin­det in Deutsch­land kei­ne ad­äqua­te Ar­beit und ver­stirbt schon nach we­ni­gen Jah­ren. Für Ali­na, die von ihm, seit sie drei Jah­re alt ist, auf­ge­zo­gen wur­de, ein har­ter Schlag, den sie aber gleich­zei­tig als gro­ße Ver­pflich­tung emp­fin­det. Sie macht ihr Ab­itur und be­ginnt, Ar­chi­tek­tur zu stu­die­ren: »Er kam hier­her, da­mit ich auch was hab, und da­durch, dass er sich be­müht hat, dass es mir bes­ser geht, hat es mich ei­gent­lich mo­ti­viert zu stu­die­ren, mein Abi zu ma­chen, das ist ein­fach nur ein An­reiz, dass aus mir was wer­den muss, weil sonst hat es sich halt nicht ge­lohnt, ne.«

Alinas Freundinnen zu Besuch - alle haben einen Migrationshintergrund

Trotz al­ler Pro­ble­me kann sich Ali­na heu­te nicht mehr vor­stel­len, in der Ukrai­ne zu le­ben. Sie ist in Deutsch­land an­ge­kom­men und hat hier Freun­de ge­fun­den – aus den ver­schie­den­sten Län­dern, al­ler­dings kaum Deut­sche. Auch wenn Ali­na Deutsch­land in­zwi­schen als ih­re zwei­te Hei­mat sieht, fühlt sie sich nicht deutsch. »Die ty­pisch deut­schen Ei­gen­schaf­ten sind ein­fach die Ord­nung, die Pünkt­lich­keit, das Ak­ku­ra­te – das bin ich ein­fach nicht. Ich bin we­der pünkt­lich, noch zu­ver­läs­sig noch or­dent­lich und viel­leicht er­gibt sich auch des­we­gen, dass wir ein­fach so we­ni­ge Deut­sche im Freun­des­kreis ha­ben.«

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Februar 2013

Ein paar Ge­dan­ken zum The­ma Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kul­tur

An­fang die­ser Wo­che sa­hen wir uns ge­zwun­gen, die Kom­men­tar­funk­ti­on un­ter dem Ar­ti­kel »Le­bens­lust, Le­bens­frust – vom span­nungs­rei­chen Le­ben in der Gu­stav­stra­ße« auf un­be­stimm­te Zeit zu de­ak­ti­vie­ren. Ei­ni­ge schrift­li­che bzw. fern­münd­lich (mit un­ter­drück­ter Ruf­num­mer) ge­äu­ßer­te Mei­nun­gen wa­ren der­art ni­veau­los, dass wir dies we­der ak­zep­tie­ren noch ver­öf­fent­li­chen woll­ten. Wir sa­hen uns mit Un­ter­stel­lun­gen, Be­lei­di­gun­gen und so­gar mit der An­dro­hung bzw. An­kün­di­gung von Straf­ta­ten kon­fron­tiert, die größ­ten­teils ge­gen Drit­te, aber zum Teil auch ge­gen uns aus­ge­spro­chen wur­den. In der bald 18-jäh­ri­gen Schaf­fens­zeit von Me­di­en PRAXIS e. V. ist dies oh­ne Bei­spiel.

Da­mit konn­ten nun lei­der auch Kom­men­ta­re von Per­so­nen, die sich die Mü­he ge­macht ha­ben, ih­re Mei­nung sehr dif­fe­ren­ziert nie­der­zu­schrei­ben, nicht mehr ver­öf­fent­licht wer­den. Dass wir auf die­se Wei­se Zen­sur aus­üben wol­len (wie ver­ein­zelt be­haup­tet), wei­sen wir ent­schie­den zu­rück. Lei­der ist da­von auch un­ser er­klär­tes An­lie­gen, ei­ne of­fe­ne und re­spekt­vol­le Dis­kus­si­on zu füh­ren, be­trof­fen.

Wäh­rend der Aus­tausch von Ar­gu­men­ten auf an­de­ren Platt­for­men (Blogs, di­ver­se Face­book-Sei­ten) zu­min­dest teil­wei­se mit Be­haup­tun­gen, Un­ter­stel­lun­gen und Dif­fa­mie­run­gen un­ter­mau­ert wird, möch­ten wir eben dies auf un­se­rer Home­page ver­hin­dern. Aus die­sem Grund ist es in un­se­rem Blog ver­pflich­tend, Mail-Adres­se und Na­men an­zu­ge­ben. Dies führt al­ler­dings da­zu, dass sich Men­schen, die nicht al­le Ent­wick­lun­gen in der Gu­stav­stra­ße gut­hei­ßen, sehr schwer tun, sich frei zu äu­ßern. Sie be­fürch­ten Re­pres­sio­nen oder gar Mob­bing. Man spricht zwar am Te­le­fon oder per­sön­lich of­fen mit uns, möch­te aber auf kei­nen Fall, dass der ei­ge­ne Na­me pu­blik wird. Äng­ste, die an­schei­nend schon län­ger exi­stie­ren: An­woh­ner, die sich 2011 mit ei­ner Un­ter­schrifts­li­ste ans Ord­nungs­amt wand­ten, um sich über die Zu­nah­me von Lärm-Em­mis­sio­nen zu be­schwe­ren, be­stan­den schon da­mals dar­auf, dass die Li­ste vor­her an­ony­mi­siert wird.

Ei­ne ehe­ma­li­ge An­woh­ne­rin spricht im Film da­von, wie scha­de es ist, dass die ge­mä­ßig­ten Stim­men auf Grund der Schär­fe, die der Kon­flikt in­zwi­schen er­reicht hat, nicht mehr ge­hört wer­den. Das se­hen wir ähn­lich, zu­mal wir im­mer wie­der aufs Neue von Si­tua­tio­nen er­fah­ren, in de­nen ver­sucht wird, Men­schen zu be­ein­flus­sen oder un­ter Druck zu set­zen.

Im Zu­sam­men­hang mit dem Kon­flikt kur­sie­ren ei­ne gan­ze Rei­he von Ge­rüch­ten, Un­ter­stel­lun­gen und Be­haup­tun­gen, die ehr­ver­let­zend sind, in Ein­zel­fäl­len so­gar straf­recht­lich re­le­vant sein könn­ten. Seit wir uns mit dem The­ma be­schäf­ti­gen, wer­den wir fast täg­lich da­mit kon­fron­tiert. Ei­ni­ges war bzw. ist im In­ter­net nach­zu­le­sen. Das mei­ste wird aber münd­lich (ganz be­wusst?) wei­ter­ge­ge­ben. Wir muss­ten fest­stel­len, dass die­se Aus­sa­gen nicht nur we­sent­lich zur Mei­nungs­bil­dung bei­tra­gen, son­dern sich auch oft nach dem Prin­zip der »Stil­len Post« ver­selbst­stän­di­gen und mit je­der wei­te­ren Wie­der­ga­be an Schär­fe und Dra­ma­tik zu­neh­men.

Wie al­so mit die­ser Si­tua­ti­on um­ge­hen? Wie kann man in ei­ner Stadt, die sich als li­be­ral und welt­of­fen ver­steht, ein Kli­ma er­zeu­gen, in dem man wie­der angst­frei und oh­ne Op­fer von Po­le­mik zu wer­den, sei­ne Mei­nung ver­tre­ten kann? Al­le, die sich da­zu äu­ßern wol­len, la­den wir hier­mit herz­lich da­zu ein, dies hier zu tun. Wir bit­ten, da­bei auf Un­ter­stel­lun­gen zu ver­zich­ten.

PS.: Am kom­men­den Sonn­tag wie­der­ho­len wir das Kurz­por­trait ei­ner Für­ther Jü­din, die 1938, als 17-jäh­ri­ges Mäd­chen nach Po­len de­por­tiert wur­de. Ob­wohl die­se Stadt Aus­gangs­punkt ih­rer jahr­zehn­te­lan­gen Lei­dens­ge­schich­te ist, wäh­rend der sie un­ter an­de­rem fünf Jah­re in ei­nem rus­si­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zu­brin­gen muss­te, kehr­te sie in den 1960er Jah­ren in ihr ge­lieb­tes Fürth zu­rück: Sie woll­te die Ein­woh­ner die­ser Stadt nicht für das, was ihr ge­sche­hen war, ver­ant­wort­lich ma­chen. Viel­leicht ein gu­tes Bei­spiel da­für, dass es meist meh­re­re Mög­lich­kei­ten gibt, mit Si­tua­tio­nen um­zu­ge­hen, selbst wenn man Un­recht er­lei­den muss­te...

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