Juli 2013
Medien PRAXIS e. V. hat sich in den letzen 12 Monaten ausführlich mit der Fürther Gustavstraße beschäftigt. Zum einen haben wir uns in dem Film »A bissla wos vo Färdd – die Gustavstraße« mit der Geschichte der Straße befasst, zum anderen haben wir uns in der Reportage »Lebenslust, Lebensfrust – vom spannungsreichen Leben in der Gustavstraße« mit dem seit geraumer Zeit andauernden Konflikt zwischen einigen Anwohnern, Wirten und Besuchern der Gustavstraße auseinandergesetzt.
Und der Konflikt schwelt weiter: Inzwischen wurden einige Prozesse geführt, ein Ende ist nicht abzusehen. So kam es im Vorfeld des Fürth Festivals im Internet zu Gewaltandrohungen gegen einzelne Anwohner, als bekannt wurde, dass sich die Stadt auf Grund eines Gerichtsbeschlusses gezwungen sah, die Livemusik in der Gustavstraße eine Stunde früher zu beenden als in den Jahren zuvor.
Wir waren am Samstag vor Ort, haben uns selbst ein Bild gemacht und Veranstalter Thomas Schier von Vision Fürth e. V. und Helmut Ell von den Travelling Playmates zu der Situation befragt. In der Fürth-Mediathek von Medien PRAXIS e. V. ist das Video ab sofort abrufbar:
Mai 2013
Mit dem Ende der Sowjetunion kommt es in der Ukraine zu großen wirtschaftlichen Problemen: Viele Menschen werden arbeitslos, manchmal fehlt es selbst für das Nötigste am Geld. Alina ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter und ihr Stiefvater beschließen, deshalb nach Deutschland auszuwandern. Obwohl sie bei der Ankunft außer dem Satz »Hände hoch, Hose runter« kein Wort Deutsch spricht, schafft sie es bereits nach einem Jahr auf das Gymnasium.
Ihre Freizeit verbringt sie beinahe ausschließlich mit Hiphop-Tanzen. Sie trainiert fast jeden Tag und beginnt, auch andere Kids anzuleiten. Es gibt allerdings ein Problem: seit es der Familie besser geht, nimmt Alina kontinuierlich zu – trotz des vielen Sports. Vor zwei Jahren war es dann soweit: Alina wiegt inzwischen soviel, dass ihr Knie nicht mehr mitmacht. Sie muss aufhören zu tanzen.
Den Grund für die kontinuierliche Gewichtszunahme sieht sie in der Kindheit, als es der Familie zeitweise sogar am Geld für Lebensmittel fehlte: »Wenn man mal nicht genug hat, nutzt man das sehr gerne aus, wenn man was hat, sprich sobald es uns, unserer Familie dann besser ging, hab ich angefangen zuzunehmen.« Da weder Sport noch verschiedene Diätversuche weiterhelfen, sieht sie als einzige Lösung eine Magenverkleinerung. Sie fährt in ihre alte Heimat und lässt dort eine entsprechende Operation durchführen.
Das Schicksal meint es mit Alinas Familie nicht gut. Ihr Stiefvater, ein ausgebildeter Ingenieur, findet in Deutschland keine adäquate Arbeit und verstirbt schon nach wenigen Jahren. Für Alina, die von ihm, seit sie drei Jahre alt ist, aufgezogen wurde, ein harter Schlag, den sie aber gleichzeitig als große Verpflichtung empfindet. Sie macht ihr Abitur und beginnt, Architektur zu studieren: »Er kam hierher, damit ich auch was hab, und dadurch, dass er sich bemüht hat, dass es mir besser geht, hat es mich eigentlich motiviert zu studieren, mein Abi zu machen, das ist einfach nur ein Anreiz, dass aus mir was werden muss, weil sonst hat es sich halt nicht gelohnt, ne.«
Trotz aller Probleme kann sich Alina heute nicht mehr vorstellen, in der Ukraine zu leben. Sie ist in Deutschland angekommen und hat hier Freunde gefunden – aus den verschiedensten Ländern, allerdings kaum Deutsche. Auch wenn Alina Deutschland inzwischen als ihre zweite Heimat sieht, fühlt sie sich nicht deutsch. »Die typisch deutschen Eigenschaften sind einfach die Ordnung, die Pünktlichkeit, das Akkurate – das bin ich einfach nicht. Ich bin weder pünktlich, noch zuverlässig noch ordentlich und vielleicht ergibt sich auch deswegen, dass wir einfach so wenige Deutsche im Freundeskreis haben.«
Februar 2013
Für unsere DVD-Produktionen zu lokalen Themen aus Fürth suchen wir EinzelhändlerInnen und Gewerbetreibende vor Ort, die ihre Schaufenster-Scheibe zum Scheiben-Schaufenster machen, indem Sie unsere DVDs mit in die Auslage nehmen:
Selbstverständlich gibt es keine Verpflichtungen zur Abnahme bestimmter Titel oder zu eigenen Investitionen: Der Verkauf erfolgt ausschließlich auf Kommissionsbasis, nicht verkaufte Exemplare nehmen wir jederzeit wieder zurück.
Der Endverkaufspreis unserer DVDs liegt in der Regel bei € 15,–, den Jubiläumsfilm »Geboren in Fürth – 100 Jahre Nathanstift« können wir indes dank großer Auflage zum Sonderpreis von € 12,– anbieten. Die Konditionen für Wiederverkäufer können Interessenten bei der Redaktion erfragen.
Februar 2013
Anfang dieser Woche sahen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion unter dem Artikel »Lebenslust, Lebensfrust – vom spannungsreichen Leben in der Gustavstraße« auf unbestimmte Zeit zu deaktivieren. Einige schriftliche bzw. fernmündlich (mit unterdrückter Rufnummer) geäußerte Meinungen waren derart niveaulos, dass wir dies weder akzeptieren noch veröffentlichen wollten. Wir sahen uns mit Unterstellungen, Beleidigungen und sogar mit der Androhung bzw. Ankündigung von Straftaten konfrontiert, die größtenteils gegen Dritte, aber zum Teil auch gegen uns ausgesprochen wurden. In der bald 18-jährigen Schaffenszeit von Medien PRAXIS e. V. ist dies ohne Beispiel.
Damit konnten nun leider auch Kommentare von Personen, die sich die Mühe gemacht haben, ihre Meinung sehr differenziert niederzuschreiben, nicht mehr veröffentlicht werden. Dass wir auf diese Weise Zensur ausüben wollen (wie vereinzelt behauptet), weisen wir entschieden zurück. Leider ist davon auch unser erklärtes Anliegen, eine offene und respektvolle Diskussion zu führen, betroffen.
Während der Austausch von Argumenten auf anderen Plattformen (Blogs, diverse Facebook-Seiten) zumindest teilweise mit Behauptungen, Unterstellungen und Diffamierungen untermauert wird, möchten wir eben dies auf unserer Homepage verhindern. Aus diesem Grund ist es in unserem Blog verpflichtend, Mail-Adresse und Namen anzugeben. Dies führt allerdings dazu, dass sich Menschen, die nicht alle Entwicklungen in der Gustavstraße gutheißen, sehr schwer tun, sich frei zu äußern. Sie befürchten Repressionen oder gar Mobbing. Man spricht zwar am Telefon oder persönlich offen mit uns, möchte aber auf keinen Fall, dass der eigene Name publik wird. Ängste, die anscheinend schon länger existieren: Anwohner, die sich 2011 mit einer Unterschriftsliste ans Ordnungsamt wandten, um sich über die Zunahme von Lärm-Emmissionen zu beschweren, bestanden schon damals darauf, dass die Liste vorher anonymisiert wird.
Eine ehemalige Anwohnerin spricht im Film davon, wie schade es ist, dass die gemäßigten Stimmen auf Grund der Schärfe, die der Konflikt inzwischen erreicht hat, nicht mehr gehört werden. Das sehen wir ähnlich, zumal wir immer wieder aufs Neue von Situationen erfahren, in denen versucht wird, Menschen zu beeinflussen oder unter Druck zu setzen.
Im Zusammenhang mit dem Konflikt kursieren eine ganze Reihe von Gerüchten, Unterstellungen und Behauptungen, die ehrverletzend sind, in Einzelfällen sogar strafrechtlich relevant sein könnten. Seit wir uns mit dem Thema beschäftigen, werden wir fast täglich damit konfrontiert. Einiges war bzw. ist im Internet nachzulesen. Das meiste wird aber mündlich (ganz bewusst?) weitergegeben. Wir mussten feststellen, dass diese Aussagen nicht nur wesentlich zur Meinungsbildung beitragen, sondern sich auch oft nach dem Prinzip der »Stillen Post« verselbstständigen und mit jeder weiteren Wiedergabe an Schärfe und Dramatik zunehmen.
Wie also mit dieser Situation umgehen? Wie kann man in einer Stadt, die sich als liberal und weltoffen versteht, ein Klima erzeugen, in dem man wieder angstfrei und ohne Opfer von Polemik zu werden, seine Meinung vertreten kann? Alle, die sich dazu äußern wollen, laden wir hiermit herzlich dazu ein, dies hier zu tun. Wir bitten, dabei auf Unterstellungen zu verzichten.
PS.: Am kommenden Sonntag wiederholen wir das Kurzportrait einer Fürther Jüdin, die 1938, als 17-jähriges Mädchen nach Polen deportiert wurde. Obwohl diese Stadt Ausgangspunkt ihrer jahrzehntelangen Leidensgeschichte ist, während der sie unter anderem fünf Jahre in einem russischen Konzentrationslager zubringen musste, kehrte sie in den 1960er Jahren in ihr geliebtes Fürth zurück: Sie wollte die Einwohner dieser Stadt nicht für das, was ihr geschehen war, verantwortlich machen. Vielleicht ein gutes Beispiel dafür, dass es meist mehrere Möglichkeiten gibt, mit Situationen umzugehen, selbst wenn man Unrecht erleiden musste...
Januar 2013
Mit ihren 18 gastronomischen Betrieben, vielen kleinen Geschäften und schön sanierten alten Häusern ist die in der Fürther Altstadt gelegene Gustavstraße ein Ort, der Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus anzieht. Doch während die Besucher den südländisch wirkenden Charme genießen, hat sich die Straße in den letzten Jahren für einige Anwohner zum Albtraum entwickelt.
Die Ausweitung der Freischankflächen vor den Gaststätten und die steigende Anzahl von Festen mit der Möglichkeit, an den Sommerwochenenden bis 24.00 Uhr im Freien zu sitzen, haben dazu geführt, dass sich im Jahr 2010 etwa 80 Anwohner bei der Stadt über den zunehmenden Lärm in ihrem Wohnumfeld beschweren. Zwischen Wirten und Anwohnern werden Vereinbarungen geschlossen, die aber nach Ansicht letzterer nicht wirklich eingehalten werden. Anwohner sehen ihre Gesundheit bedroht. Wirte hingegen beklagen, dass ihre wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel stehe.
Im Sommer 2012 eskaliert die Situation: Ein Anwohner wird als psychisch krank diffamiert, im Internet werden T‑Shirts mit ehrverletzenden Aufdrucken angeboten und die öffentlich gehaltene Rede eines Musikers führt zu sehr emotionalen Äußerungen gegen die Beschwerdeführer. Der Rechtsreferent der Stadt Fürth spricht von faschistoiden Methoden, das Klima in der Gustavstrasse scheint endgültig vergiftet. Droht der gastronomischen Vorzeigestraße Fürths das Aus?
Der Film dokumentiert die Entwicklungen der letzten Monate, gibt der Stadt Fürth, Anwohnern, Wirten und Besuchern der Gustavstraße die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzustellen und stellt die Frage, wie man dort wieder zu einem friedlichen Miteinander finden kann.
Januar 2013
Mit dem neuen Jahr treten bei Medien PRAXIS e. V. einige Änderungen ein.
Wir senden weiterhin sonntags, ab der zweiten Januarwoche aber zu einer anderen Zeit: Die neuen Sendezeiten für point Reportagen, Dokumentationen und Portraits sind 19:30 Uhr, 21:30 Uhr und 23:30 Uhr. Außerdem wurde die Sendezeit für den jeweils ersten und letzten Sonntag im Monat auf 30 Minuten erweitert.
Zur Premiere der neuen Sendezeit am 13.01.2013 wiederholen wir die Reportage »Wir tun was!« – Abenteuer Ehrenamt aus dem Jahr 2005.
Für die Premiere der ersten halbstündigen point-Sendung am 27. Januar 2013 um 19:30 Uhr ist eine Reportage geplant, die sich mit dem Konflikt zwischen Anwohnern, Wirten und Gästen der Fürther Gustavstraße und der Rolle der Stadtverwaltung in dieser Diskussion beschäftigt.
Im Vorfeld wiederholen wir am Sonntag, den 20. Januar die im Winter 2012 erstmals ausgestrahlte Sendung »A bissla wos vo Färdd« – Die Gustavstraße, die sich mit der Geschichte der beliebten Fürther Flaniermeile beschäftigt.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in 2013 zu unserer neuen Sendezeit um 19:30 Uhr, 21:30 und 23:30 Uhr gewogen bleiben.
Dezember 2012
Seit vielen Jahren versucht die Stadt Fürth, für ihre Bürger ein attraktives Einkaufsangebot zu schaffen. Doch das veraltete Citycenter kämpft mit von Jahr zu Jahr zunehmenden Leerständen und in der Fußgängerzone haben sich vor allem Handyläden, Ein-Euro- und Back-Shops niedergelassen. So fahren immer mehr Fürther zum Einkaufen und Bummeln in die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen. Mit der Schaffung eines Neuen Einkaufsschwerpunktes in der Rudolf-Breitscheid-Straße, die sogenannte »Neue Mitte«, wird sich dies nun schon bald ändern, so hoffen zumindest die Stadtverantwortlichen, große Teile des Einzelhandels und auch viele Konsumenten.
Vom Investor MIB ist der Beginn der Bauarbeiten für das Frühjahr 2013 geplant, doch die Diskussionen, insbesondere um den Erhalt des ehemaligen Parkhotels, werden in den letzten Wochen immer emotionaler. Versteckt sich unter dem Putz des Gebäudes, dem ursprünglichen »Hotel National«, eine schöne, bewahrenswerte Fassade? Ist der im Gebäude befindliche Festsaal erhaltenswert und könnte er vielleicht sogar so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, mit dem man sich von der Konkurrenz aus den Nachbarstädten abheben kann? Passen die Entwürfe der vom Investor beauftragten Architekten in die Denkmalstadt Fürth? Fragen, die von vielen Bürgern sehr lebhaft diskutiert werden.
Da Medien PRAXIS e. V. diesen Prozess schon seit längerem verfolgt, haben wir beschlossen, Statements und Interviews von den an der Diskussion beteiligten Parteien sowie die Projektvorstellungen des Investors MIB ins Netz zu stellen, so dass sich interessierte Bürger ihre eigene Meinung bilden können:
Dezember 2012
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Die Malerin, Grafikerin und Objektkünstlerin Julia Frischmann wurde vor wenigen Wochen mit dem Kulturförderpreis der Stadt Fürth ausgezeichnet. Die 27-jährige Absolventin der Nürnberger Kunstakademie hat bereits einige Preise gewonnen. Trotz ihres vergleichsweise jungen Alters hat sie bereits einen dezidiert eigenen Stil entwickelt und wird inzwischen als vielversprechendes Talent gehandelt.
Im point-Portrait stellt sich Julia Frischmann, die ihr Atelier »Auf AEG« hat, den neugierigen Fragen des Kabarettisten und »Weltanschauungsbeauftragten« Philipp Moll. In seiner witzigen und gleichzeitig nachdenklichen Art ermöglicht er dem Zuschauer Einblicke in die Hintergründe des künstlerischen Schaffens von Julia Frischmann.
Hier könnt Ihr das Portrait anschauen!
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