Dezember 2008
Sisay Shimeles steht kurz vor Beendigung seines Kunststudiums in Äthiopien, als er einen Wettbewerb zur Ausgestaltung des Expostandes seines Heimatlandes in Hannover gewinnt. Der junge Künstler empfindet dies als große Ehre und kommt nach Deutschland, um 12 große Wandgemälde für den Äthiopischen Pavillon zu malen.
Sisay, zum damaligen Zeitpunkt politisch völlig unerfahren, nimmt die Aufgabe sehr ernst und versucht, in den Bildern neben den schönen und faszinierenden Seiten auch die vorhandenen Probleme in seiner Heimat darzustellen. So entsteht ein Bild, das auf die von Hungersnot und Krieg geprägte Realität Äthiopiens Bezug nimmt.
Dieses Bild verändert Sisays Situation entscheidend. Wenige Wochen vor Eröffnung der Expo kommen Regierungsmitarbeiter nach Deutschland. Sie entscheiden, das Bild nicht auszustellen und erklären Sisay zur unerwünschten Person. Von einem Tag auf den anderen wird aus dem ambitionierten jungen Künstler ein politischer Flüchtling. Der Film begleitet den Künstler bei seinem Versuch, in Deutschland eine neue Heimat zu finden und zeigt dabei einen Menschen, der trotz vieler Tiefschläge nicht aufgehört hat, an das Gute im Menschen zu glauben.
November 2008
2001 konvertierte Gisela Blume zum Judentum. Nach jahrelanger intensiver Beschäftigung mit dem alten jüdischen Friedhof in Fürth, in denen sie fast 6000 der verwitterten und teilweise zerstörten Grabinschriften wieder lesbar machte und so den Nachfahren ermöglichte, die Gräber ihrer Ahnen zu besuchen, fand sie im jüdischen Glauben eine neue Heimat. Von 2004 bis 2008 engagierte sie sich als Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde in Fürth. Während dieser Zeit entstand ein Buch über die Geschichte des alten jüdischen Friedhofs in Fürth, mit dem Gisela Naomi Blume der Gemeinde »ein Stück ihrer zerbrochenen Geschichte« zurückgeben will.
September 2008
Familie Grauberger ist eine alteingesessene Schaustellerfamilie aus Fürth. Bereits in der vierten Generation bereisen sie mit ihren Geschäften Volksfeste und Kirchweihen. Ein anstrengendes Leben, denn die Arbeitszeiten werden immer länger und die Einnahmen sinken – aber keiner aus der Familie würde den Schaustellerberuf gegen eine andere Arbeit eintauschen.
August 2008
Im Dezember 2005 gab Elektrolux die Pläne von der Schließung des Nürnberger AEG Werkes bekannt. Trotz Streik und Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Republik wurde das AEG-Stammwerk im März 2007 geschlossen. Noch immer ist fast die Hälfte der ehemals 1750 AEG-Beschäftigten arbeitslos. Zweieinhalb Jahre nach dem Streik hat Medien PRAXIS e. V. ehemalige Mitarbeiter besucht, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist und wie es ihnen heute geht.
Juni 2008
Tunay Duman kam vor 30 Jahren mit einem abgeschlossenen Pharmaziestudium aus der Türkei nach Fürth, um seine Doktorarbeit in Deutschland zu machen. Doch es kam alles ganz anders, denn sein Studium wurde nicht anerkannt. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er als Hilfsarbeiter in der Großbäckerei Wölfel. Neben 10 Stunden Arbeit in der Firma beginnt er, Deutsch zu lernen und sich für die Probleme seiner türkischen Landsleute zu interessieren.
Er engagiert sich im türkischen Kulturverein, hilft türkischen Kindern bei den Hausaufgaben, wird in den Ausländerbeirat gewählt und sorgt als Vorsitzender von ditib dafür, dass seine Landsleute ein eigenes Kulturzentrum mit Moschee bekommen, so dass sie auch in Fürth so etwas wie Heimatgefühle entwickeln können. Das Portrait eines Mannes, der mit seinem Engagement einiges in Fürth auf den Weg brachte.
Mai 2008
Bis heute bedauert Paul Summ, dass ihm der Zugang zur »höheren Schule« verwehrt blieb. – Mehr Wissen, mehr Bildung... hätte ihm das geholfen, sein Leben noch bewusster auszurichten, seine philosophischen Neigungen weiterzuentwickeln? Der Landwirt widmet jede freie Minute seinen privaten Studien und philosophischen Betrachtungen. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft in den 80er und 90er Jahren gewinnt er dafür immer mehr Zeit und beginnt schließlich seine theoretischen Erkenntnisse über lebenswerte Lebensformen in ein ganz konkretes Senioren-Wohn- und Lebenskonzept auf seinem Hof umsetzen.
Er beschließt, mit Unterstützung seiner Frau den Hof umzubauen. Sein Ziel: mit ähnlich denkenden Menschen in einer einheitlichen Wohn- und Lebenswelt zusammen zu leben. Dabei sollen auch kranke und behinderte Senioren hier einen Platz finden, an dem sie sich wohlfühlen.
April 2008
Seit Günter Düthorn vor acht Jahren pensioniert wurde, setzt er sich für Menschen in Not ein. Er engagiert sich in der Heimbelieferung der Fürther Tafel, im Besuchsdienst der Klinikseelsorge und kämpft auf persönlicher und politischer Ebene für soziale Gerechtigkeit. 12–16 Stunden Arbeit pro Tag sind nicht selten, aber ändern will er daran nichts, denn ein »beschauliches Rentnerdasein« kommt für Günter Düthorn nicht in Frage.
Februar 2008
Medien PRAXIS e. V. hat ein Jahr lang die 1000-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Fürth begleitet. Entstanden ist eine visuelle Reise durch das Jubiläumsjahr, die zeigt, dass das oftmals im Schatten Nürnbergs zu verschwinden drohende Fürth sich nicht vor dem großen Nachbarn verstecken muss. Die Fürther haben die Liebe zu ihrer Stadt entdeckt und zeigen dies auch – nicht nur beim Feiern.
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