Oktober 2022
Der Nürnberger Comedian und Liedermacher El Mago Masin möchte das kleinste Pferd der Welt besuchen, um ihm ein Lied zu spielen. Bombel, so heißt das Pferd, das als kleinstes seiner Art im Guinness Buch der Rekorde steht, lebt in Polen. Soviel weiß er. Mit seinem Oldtimer-Wohnmobil macht er sich auf den Weg.
Bevor es nach Polen geht, gibt es einen Zwischenstopp in Berlin, wo er bei einem Liedermacher Festival auftritt und das Publikum in seine Suche einbezieht.
Am nächsten Tag beginnt die Suche. Er versucht sich durchzufragen – allerdings: ab der Grenze wird polnisch gesprochen...
Mit Hilfe des Google-Translators versucht El Mago Masin sich verständlich zu machen, mit wechselndem Erfolg.
So kommt es auf der Fahrt kreuz und quer durch polnische Landschaften zu vielfältigen, manchmal skurrilen Situationen und Begegnungen.
Bei einer Zwischenstation in Breslau verdient er sich als Straßenmusiker ein paar Zloty und versucht, seine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Aber die Aussagen, wo sich das kleinste Pferd der Welt befinden könnte, bleiben widersprüchlich.
Nach mehreren Tagen ist die Irrfahrt dann doch noch von Erfolg gekrönt. El Mago Masin kann dem weltkleinsten Pferd ein Lied singen – natürlich auf polnisch (oder so ähnlich).
Ein Roadmovie der besonderen Art.
September 2022
Während der ersten Flüchtlingswelle 2015 kamen viele Jugendliche und junge Erwachsene über das Mittelmeer nach Europa. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft machten sich auch Miftah Muktar Abdoo und Tofik Ahamad auf den gefährlichen Weg.
Mit großem Engagement lernten sie die Sprache, besuchten die Schule, erzielten gute Ergebnisse und machten sich dann auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Da beide im unsicheren Status der Duldung leben, waren viele Firmen nicht bereit, sie auszubilden, da sie jederzeit abgeschoben werden können. Inzwischen haben beide Arbeitgeber*innen gefunden, die bereit waren, das Risiko einer Abschiebung auf sich zu nehmen.
Miftah macht derzeit eine Ausbildung zum Fliesenleger, Tofik lernt Rohrleitungsbauer. Beides Berufe, für die deutsche Firmen händeringend nach Fachkräften suchen.
Ob die beiden dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen, ist allerdings weiterhin unklar. Für sie, ihre Arbeitgeber*innen und viele Fachleute, die sich mit der Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt beschäftigen, ein unerträglicher Zustand. »Das ist gelinde gesagt eine Riesensauerei, dass Auszubildende, die im Baugewerbe lernen oder gelernt haben, abgeschoben werden, weil wir händeringend Facharbeiter brauchen, ganz egal, aus welchem Land und welcher Nation.«, so Hans Beer von der IG-BAU.
Um den Fachkräftemangel zu beheben und den Geflüchteten eine sichere Zukunft zu ermöglichen, fordern viele Fachleute und Arbeitgeber*innen einen sogenannten Spurwechsel. Gut integrierten Geflüchteten soll so nach einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung der Verbleib in der Bundesrepublik zugestanden werden, selbst wenn ihrem Asylantrag nicht stattgegeben wurde.
Für Miftah, Tofik und viele tausend Geflüchtete wäre ein Spurwechsel die Möglichkeit, ohne Angst vor Abschiebung zu leben, den deutschen Arbeitsmarkt zu entlasten und sich eine Zukunft in Deutschland aufzubauen.
August 2022
Der Nürnberger Fotograf Ludwig Olah kaufte sich auf Ebay ein altes Segelboot. Sein Plan: Er möchte das Schiff in seiner Freizeit restaurieren und wieder seetauglich machen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass das Boot nicht mehr zu retten ist.
Aber Ludwig Olah gibt nicht auf. Er entschließt sich zu einem kühnen Plan: Das Schiff soll eine mobile Bootsbar auf Rädern werden. Aus einer Schnapsidee wird bald ein neues Geschäftsmodell.
Die Pandemie bremst den Theater-Fotografen dann wie viele seiner Kollegen in der kreativen Szene vollkommen aus. Er nutzt die Zeit ohne Aufträge und stürzt sich in die Umbauarbeiten am Boot, findet Mitstreiter und helfende Hände. Innerhalb von zwei Jahren wird so aus einem Bootswrack eine gastronomische Perle.
In dieser Zeit musste nicht nur das Boot dreimal umziehen: Auch das Studio des Fotografen in der Kohlenhofstraße wurde in dieser Zeit abgerissen und Olah musste sich beruflich eine neue Bleibe suchen.
Das Bootsprojekt zeigt auf diese Weise was möglich ist, wenn man seinen Träumen Raum gibt. Ludwig Olah hat nicht aufgegeben, auch als es scheinbar kein Weiterkommen gab.
Juli 2022
Seit Black Lives Matter wird auch hierzulande darüber diskutiert, ob es Menschen mit dunklerer Hautfärbung schwerer haben als hellhäutige. Stimmt das? Was hat es mit dem »White Privilege« und dem »Racial Profiling« auf sich? point-Redakteur Peter Romir (visuell qualifiziert als »alter, weißer Mann«) macht sich auf die Suche nach Antworten. Heraus kommt eine Reise mit überraschenden Wendungen, musikalisch untermalt von YOHTO und mit hochkarätigen Begegnungen:
Kämpfer und Poet: Jonas Abou-Zaher findet sich als Deutscher, der stolz auf seine palästinensischen Wurzeln ist, oft zwischen allen Stühlen wieder.
Vermittlerin zwischen den Kulturen: Priscilla Hirschhausen, ehrenamtliche Vorsitzende beim Verein »we integrate«, diskutiert mit uns über strukturellen Rassismus, »White Privilege« und die Sternsinger.
Ist die Polizei divers genug für die Zukunft? Holger Plank, Leiter des Sachgebiets Verbrechensbekämpfung im Polizeipräsidium Mittelfranken spricht mit uns über »Racial Profiling« und strukturelle Herausforderungen.
Gibt es überhaupt »Rassen«: Der Humanbiologe Ulrich Kattmann erklärt uns den Stammbaum der Menschen und die biologischen Hintergründe unterschiedlicher Hautfarben.
Warum »WIR« immer besser ist als »Die Anderen«: Im Abschlußgespräch mit Sozialpsychologin Stefanie Hechler versuchen wir zu ergründen, warum Menschen dazu neigen, sich in verfeindete Gruppen aufzuteilen – und welche Lösungsansätze es gibt.
Juni 2022
Um unsere point-Reportagen einem größeren (und nicht zuletzt auch jüngeren) Publikum bekanntzumachen, sind wir nun auch auf Instagram und auf Facebook präsent. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer können sich aber darauf verlassen, daß weiterhin nicht das Bespielen sozialer Medien, sondern das Produzieren sozialer Reportagen im Fokus unserer Aktivitäten steht...
Mai 2022
»Ein Jubiläum und ein Ende. Sowas fällt oft zusammen.«, sagt Markus Feuerlein bei der Abschlusskundgebung des Nürnberger Klimacamps. Er war seit dem ersten Tag aktiv an der Mahnwache beteiligt, die Ende April, nach 600 Tagen des Campierens am Sebalder Platz und in Sichtweite des Rathauses beendet wurde.
Sie kämpften für Klimagerechtigkeit, wollten die Öffentlichkeit für die drohenden Folgen des Klimawandels sensibilisieren und die Stadt dazu bewegen, ihre Forderungen, die dem Stadtrat seit 2019 vorliegen, umzusetzen.
Ihr Anspruch war, mit dem Camp einen Ort zu schaffen, der frei von Repression und Diskriminierung ist, in dem Entscheidungen gemeinsam und gleichberechtigt getroffen werden, einen Ort, an dem sich jede*r sicher und wohl fühlen kann.
point hat drei Aktivist*innen während der letzten Camptage begleitet. Markus, Jani und Matteo erzählen über gute und schwere Zeiten, darüber, was mit der Mahnwache erreicht wurde, was die Zeit im Camp mit ihnen persönlich gemacht hat, und ob sie sich weiter politisch engagieren wollen.
April 2022
Das Baureferat der Stadt Fürth sucht seit Jahren händeringend nach Fachkräften zur Festanstellung. 2021 wurden vom Stadtrat 18 Stellen für die 6 Ämter des Referates genehmigt – die meisten sind bis heute unbesetzt.
Um an dieser „verheerenden Situation“ etwas zu ändern, beschloss Fürths Baureferentin Christine Lippert, ungewöhnliche Wege zu gehen. Fürther Künstler*innen wurden eingeladen, sich an einer Ausschreibung zu beteiligen, die zum Ziel hat, für die Ämter des Baureferats Stellenanzeigen zu entwerfen.
Entstanden sind 6 sehr unterschiedliche Kunstwerke, die vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
point hat den Entstehungsprozess einiger dieser Arbeiten begleitet und ist der Frage nachgegangen, inwieweit künstlerische Kreativität und die Anforderungen der Ämter an Stellenanzeigen zu einer erfolgreichen Symbiose zusammengeführt werden können.
März 2022
Die ehemalige Pinselfabrik Leonhardy in der Johannisstraße steht leer. Künstler aus dem Stadtteil fragen sich, ob die weitestgehend intakten Räume der alten Fabrik als Ateliers genutzt werden könnten. Doch die Stadt Nürnberg als Eigentümerin hat andere Pläne: Das Gebäude wird wohl abgerissen werden, um die angrenzenden Hesperiden-Gärten erweitern zu können. Für die Künstler*innen bleibt dann vermutlich nur die Zwischennutzung als mögliche Option.
Die freie Szene hat es schwer: langfristige Mietverträge sind die Ausnahme. Oft müssen Räumlichkeiten schon nach wenigen Jahren wieder aufgegeben werden, wie das »Auf AEG« und bei Quelle bereits geschehen ist. Aber Kunst braucht Raum und Kreative eine Perspektive. Tut die Stadt Nürnberg genug für ihre Künstler*innen? Die Frage steht seit längerem im Raum.
Die neu geschaffenen Ateliers in der Tillystraße sind ein positives Beispiel: Dort haben viele ehemalige Künstler*innen Auf AEG durch tatkräftige Unterstützung des Kulturreferats eine neue Bleibe gefunden. Natürlich braucht es trotzdem sehr viel Eigeninitiative. Ein von den Kreativen gegründeter Verein sorgt für Struktur und kümmert sich um die Vermietung des Gebäudes.
Auch im Heizhaus auf dem alten Quelle-Gelände findet man viel Engagement: Dort finden sich schon seit mehreren Jahren neben Ateliers auch Offene Werkstätten, kleine Unternehmen und ein wöchentlicher Markt, der die Anwohner mit frischem Gemüse aus dem Umland versorgt. Diesen Status musste man sich aber hart erkämpfen. Auch die neuen Mieter im Kesselhaus an der Fürther Stadtgrenze haben diese Erfahrung gemacht. Auch hier waren es ehemalige Mieter*innen der Ateliers Auf AEG, die sich dort in Eigenregie ohne Unterstützung der Stadt ein neues kreatives Zuhause geschaffen haben.
Fazit: Die freie Szene hat in Nürnberg großes Potenzial, ist aber viel zu oft nicht sichtbar.
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