November 2024
Seit 1987 organisiert die Initiative Mensch Mobil Motorradausflüge für Menschen mit Handicap. Möglich wurde dies, weil der ehemalige Leiter der Boxdorfer Werkstatt, Werner Kuba, selbst begeisterter Motorradfahrer, die Idee hatte, Menschen mit Handicap ein besonderes Freizeiterlebnis zu ermöglichen. Mit Hilfe der Marie-Hack-Stiftung wurden fünf Motorradgespanne angeschafft. Werner Kuba hat inzwischen aus Altersgründen das Projekt verlassen, aber die Idee lebt weiter.
Inzwischen nehmen einige der ehrenamtlichen Fahrer mit ihren eigenen Fahrzeugen an den Ausfahrten teil, so dass Mensch Mobil inzwischen mit bis zu 12 Gespannen unterwegs ist.
Höhepunkt der einmal im Monat stattfindenden Ausfahrten ist ein Gaststättenbesuch. Dabei steht für Fahrer und Mitfahrende das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Für Max, einen der Mitfahrenden sind die Ausfahrten eine willkommene Abwechslung vom Alltag im Wohnheim »Hier ist was geboten, du kannst gut essen und du erlebst hier was.« Für die Fahrer spricht Thomas das aus, was alle denken. »Man spürt die Freude der Mitfahrenden und das überträgt sich auch auf uns.«
Um das Projekt am Leben zu erhalten, sind die ehrenamtlichen Fahrer über die monatliche Ausfahrt hinaus gefordert. Die Streckenführung für jede Tour muss auf ihre Eignung für einen Gespannkonvoi überprüft, Gaststätten danach ausgewählt werden, ob sie für Rollstuhlfahrer*innen geeignet sind.
Die Motorräder müssen vor jeder Ausfahrt gecheckt werden, der notwendige Service an den Maschinen durchgeführt werden. Da die Motorräder inzwischen über 40 Jahre alt sind, stehen auch immer wieder kleinere Reparaturen an.
Damit die Motorräder in absehbarer Zeit erneuert werden können, wird dringend ein Sponsor gesucht, denn der Wunsch, das Projekt weiter zu führen, ist nicht nur bei Wolfram vorhanden: »Ich habe eigentlich noch nie daran gedacht, aufzuhören, nur altersbedingt wird mir irgendwann eine Grenze gesetzt sein.«
Der Film bietet einen Einblick in ein Projekt, das es »gehandicapten und nicht gehandicapten Menschen ermöglicht, ihr Hobby Motorradfahren zusammen zu genießen und Spaß zu haben.«
Juli 2024
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Im Juni 2024 feierte das Kulturzentrum Kofferfabrik 30-jähriges Bestehen. Grund genug, einmal zurückzuschauen auf die Geschichte eines in dieser Form in Deutschland besonderen Stücks gelebter Soziokultur.
Mit dem Einzug einiger freischaffender Künstlerinnen beginnt in den 1980er Jahren das künstlerische und kreative Leben auf dem Areal der ehemaligen BERMAS Kofferfabrik.
1994 beantragen Lothar Böhm und »Märtel« Martin Reichel eine Ausschanklizenz – die offizielle Zeitrechnung der Kofferfabrik beginnt. Der freischaffende Künstler Lothar Böhm gründet das »Forum für Kunst und Begegnung« und später dann die Galerie Brockovski. Sein Ziel: Künstler und kunstinteressierte Menschen zusammenzubringen.
Nach einem kurzen Zwischenspiel übernimmt 2007 Udo Martin die Geschäftsführung. Während bis dahin die bildende Kunst im Mittelpunkt stand, verschiebt sich der Schwerpunkt der Aktivitäten zu Musik und Theater.
Die Kofferfabrik entwickelt sich in diesen Jahren zu einem insbesondere im Musikbereich überregional beachteten Veranstaltungsort, in dem auch Musikgrößen wie Brian Auger, Ray Wilson und Al di Meola aufgetreten sind.
Trotz Pandemie und immer wieder drohender Kündigung überlebt das Projekt. Bis heute steht die »Koffer« für gelebte Toleranz zwischen allen Alters- und sozialen Schichten.
Hier könnt Ihr den Film über Die Koffer anschauen!
Juni 2024
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen möchte mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen zur Verwirklichung einer weltweiten nachhaltigen Gesellschaft beitragen. Doch wie funktioniert Nachhaltigkeit? Wie gelingt ein ressourcenschonendes Leben?
Der Wald ist in Sachen Nachhaltigkeit ein gutes Beispiel: In der Forstwirtschaft wird schon länger nach dem Prinzip gewirtschaftet, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als nachwachsen, sich regenerieren oder künftig wieder bereitgestellt werden kann. Kann man dieses Prinzip auch auf Städte und Kommunen übertragen?
Nachhaltigkeit ist bei der Stadt Nürnberg seit langem ein Thema. Im April 2024 fand dazu in der Kulturwerkstatt Auf AEG eine hochrangig besetzte Konferenz statt. Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und die Klimaaktivistin Carla Reemtsma waren Gäste.
Über Sinn und Unsinn solcher Konferenzen lässt sich streiten. Nachhaltigkeit muss gelebt werden. Dass ein nachhaltiges Leben möglich ist und auch gewollt wird, zeigen viele kleine Initiativen und Aktionen. Niederschwellig und aus der Basis bildet sich der Nährboden für Veränderung.
Das Bunte Amt für Zukunft Nürnberg beispielsweise entwickelt ein visionäres Projekt, in der die Zukunft Nürnbergs in erster Linie bunt, voll von Zuversicht und Lebensfreude ist und macht so große Lust auf Veränderung. Der Nürnberger Weltacker öffnet den Besuchern die Augen und zeigt den verschwenderischen Umgang mit unseren Ressourcen und wie wir gerechter und dadurch nachhaltiger leben können. Und in Sachen nachhaltige Kleidung ist Nürnberg schon seit längerem gut aufgestellt.
April 2024
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Mit 84 Jahren blickt die Künstlerin Mirjami Ärmänen gelassen auf ihr Leben zurück: »Als ich geboren wurde, sagte die Hebamme, dass ich viel Glück habe. Und ich muss sagen, ich hatte nie Unglück.« Mirjami Ärmänen wurde vor dem Zweiten Weltkrieg in Karelien geboren und ließ sich nach verschiedenen Stationen in Helsinki, Berlin und New York schließlich im fränkischen Eckenhaid nieder, wo sie nach dem Vorbild ihrer Heimat ein Blockhaus baute.
Ein besonderer, verwunschener Ort ist dieses rot bemalte Anwesen mit dem wilden Garten. Mirjami führt uns durch ihr farbenfrohes Zuhause, in dem es soviel zu entdecken gibt: Neben zahlreichen eigenen Gemälden finden sich viele Objekte, die Mirjami selbst gestaltet oder in der Natur gefunden hat. Ihr Naturgarten ist bevölkert von lebensgroßen Figuren aus Recyclingmaterialien und skurrilen Kreationen, die sie aus natürlichen Fundstücken geschaffen hat.
Heute widmet sich Mirjami zwar nicht mehr aktiv der Kunst – »nur, wenn mir etwas vor die Füße kommt, stelle ich es hin« – doch sie empfängt gerne Künstlerfreund*innen und veranstaltet Sommergartenpartys nach Art der Salons vergangener Tage.
Die ehemalige Kunsterzieherin lebt heute relativ zurückgezogen mit ihrer Katze Ramona und hat klare Vorstellungen davon, wie sie ihren Abschied von dieser Welt gestalten möchte. Über ein Jahr hinweg haben wir Mirjami Ärmänen mit der Kamera begleitet. Entstanden ist das Porträt einer Frau, die mit Witz und Ironie dem nahenden Tod begegnet und dennoch jeden Tag das Leben und die kleinen Freuden zelebriert.
Dezember 2023
Seit über 30 Jahren besteht die Künstlergruppe Chroma Omada schon. Im Atelier an der Glogauer Straße in Nürnberg Langwasser trifft man auf kreative Menschen und spannende Kunst in einer großen Bandbreite. Auf zwei Stockwerken verteilt stehen, hängen oder liegen Werke aus den vergangen Monaten und viele gerade im Entstehen. Überall wird gemalt, geschliffen, geschnitten und gesprüht. Die Atmosphäre ist besonders: fokussiert, konzentriert aber auch sehr entspannt, fast meditativ erlebt man die Mitglieder von Chroma Omada bei der Arbeit an ihren Werken.
Die inklusive Künstlergruppe der Noris Inklusion widmet sich aktuell der Streetart und Graffiti-Kunst. Zum wiederholten Mal waren sie im Sommer nun schon Gast beim Streetart-Festival am Gemeinschaftshaus Langwasser. Dort erfahren sie Anerkennung und begeben sich in einen kreativen Austausch mit anderen Künstlern. Ihr Bild von drei überdimensional großen Affen an einer Wand beim Festival vor vier Jahren war Ansage und Ausrufezeichen zugleich. Seitdem begegnen sie sich mit anderen Vertretern der Szene auf Augenhöhe.
Der künstlerische Leiter Wolfgang Zeilinger gibt den Menschen Hilfestellung in kreativen Fragen und unterstützt bei Ideenfindung und Motivwahl. Zeilinger, selbst freischaffender Künstler, gibt die Richtung vor, sorgt für den professionellen Überbau. Er hat Chroma Omada ins Lebens gerufen und die Künstlergruppe mittlerweile auch am regionalen Kunstmarkt etabliert.
Die Werke lassen sich mittlerweile gut vermarkten. Auch große Unternehmen aus der Metropolregion sind schon auf die Kunst aufmerksam geworden. Die VAG beispielsweise stellt aktuell Bilder in den U‑Bahnhöfen Langwasser und Hohe Marter aus.
Oktober 2023
Wer schon einmal im Internet etwas über die Stadt Fürth oder deren Lokalgeschichte gesucht hat, wird vermutlich auf den Seiten des FürthWiki gelandet sein. Seit 2007 gibt es eine eigene Online-Enzyklopädie über die Kleeblattstadt, bei der sich viele Ehrenamtliche mit der Aufarbeitung der Stadtgeschichte beschäftigen und dieses Wissen kostenlos im Internet zur Verfügung stellen.
Die Fürther Gustavstraße, durch die einst mit der B8 eine der wichtigsten Bundesstraßen der Region führte, hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. So auch das Haus in der Gustavstraße 12. Als das große Ladenlokal im Erdgeschoss im Jahr 2020 wieder einmal leer stand, mietete sich FürthWiki hier ein.
Mit dem FürthWiki-Laden hat das Online-Nachschlagewerk jetzt auch eine analoge Anlaufstelle. Möglich macht dies Wikimedia Deutschland e. V., der deutsche Ableger der Wikimedia-Foundation, der das Projekt auf Grund seiner Sonderstellung in Deutschland fördert.
Trotz eingeschränkter Nutzungsmöglichkeiten, die die Corona-Pandemie im ersten Jahr mit sich brachte, haben hier inzwischen vielfältige Aktivitäten rund um die Fürther Enzyklopädie eine Heimat gefunden.
Vom Mitmach-Mittwoch, an dem sich aktive Mitarbeiter*innen zusammenfinden und gemeinsam an Projekten arbeiten, über einen reinen Frauentag, bei dem es darum geht, Fürther Frauenbiographien sichtbar zu machen über eine wöchentliche Sprechstunde, zu der Mensch geschichtsträchtige Dinge vorbeibringen kann oder auch Fragen beantwortet bekommt, bis hin zur Entwicklung von Kooperationsprojekten – ist hier alles möglich.
FürthWiki nimmt derzeit eine Sonderstellung unter den Regionalwikis in Deutschland ein. Damit dies auch so bleibt, macht man sich schon jetzt Gedanken über die Zukunft. So stellen sich die Aktiven beispielsweise auch die Frage, was die Vernetzung von Suchmaschinen mit KI für Auswirkungen auf die Auffindbarkeit von Hintergrundinformationen eines Regionalwikis haben wird.
Hier in voller Länge anzusehen:
Diese Reportage ist unter freier Lizenz CC BY-SA 4.0 veröffentlicht.
September 2023
»Also, als Tischlerin werden Sie dann nicht mehr arbeiten können«. Mit dieser Aussage des behandelnden Arztes wurde Melanie Kyrieleis vor knapp fünf Jahren konfrontiert. Wenige Tage zuvor war ein Aderhautmelanom diagnostiziert worden, man legte ihr deshalb nahe, das betroffene Auge operativ entfernen zu lassen.
Melanie entschied sich zu diesem Schritt; das linke Auge wurde entfernt und schon wenige Wochen später hatte sie ihren ersten Termin bei einem Augenprothetiker, einem Ocularisten. Mit einer Augenprothese, meist einem Glasauge, gleicht dieser den Verlust des Auges optisch aus und stellt die Gesichtssymmetrie wieder her. So erschütternd Melanie die Erkrankung und den teilweisen Verlust der Sehkraft erfährt, empfindet sie doch die Prothese als große Erleichterung. Wer sie nicht kennt, bemerkt nicht, dass sie ein Glasauge trägt.
Melanie, selbst Handwerkerin, ist fasziniert von der Fähigkeit des Ocularisten, von Hand ein Auge herzustellen, das von dem gesunden nicht zu unterscheiden ist. Mit der Filmemacherin Cherima Nasa begibt sie sich auf eine Spurensuche rund um das Glasauge.
Der Film begleitet sie bei einem der jährlichen Besuche bei einem Ocularisten, der aus einem Rohling ein neues Glasauge fertigt, wenn das vorherige durch das Tragen abgenutzt ist. Dann folgt er der Spur zur Produktion der Rohlinge, die traditionell in der thüringischen Kleinstadt Lauscha gefertigt werden und wo heute noch das Glasaugenmachen in sechs Ausbildungsjahren gelehrt wird.
Neben dieser Spurensuche beleuchtet der Film, wie Melanie nach dem ersten Schock ihr Leben überdenkt und sich neuen Themen widmet. So kann sie zwar entgegen der Prognose des Arztes wieder als Tischlerin arbeiten, aber sie hat auch für sich beschlossen, das zu tun, was ihr wirklich wichtig ist...
August 2023
17 Millionen Menschen essen in Deutschland regelmäßig in Kantinen, Mensas oder Schulküchen. Die Außerhausverpflegung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch die Speisepläne passen sich den neuen Essgewohnheiten an. Der Fokus liegt verstärkt auf biologische und regionale Zutaten. Gesundes Essen hat mit Lebensqualität und Genuss zu tun. Ein wichtiger Aspekt, gerade in den Kitas und Schulen.
Die Stadt Nürnberg, als ausgewiesene Biometropole, hat sich dabei ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie möchte den Bioanteil in Schulen bis 2026 auf 75 Prozent steigern. Aktuell liegt dieser noch bei 50 Prozent. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist Nürnberg neben Essen beim EU-Projekt »SchoolFood4Change« dabei.
Fünf Schulen sind schon im Boot. Unter anderem die Mittelschule Schlössleinsgasse und die Adam-Kraft-Realschule. Hier wird den Schülerinnen und Schülern gesundes Essen näher gebracht. Dabei helfen soll zum Beispiel ein Mensarat, der bei der Auswahl der angebotenen Gerichte mitbestimmt.
Den Catering-Unternehmen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Sie müssen für die Zubereitung und Beschaffung von gesunden Zutaten sorgen. Das ist oft nicht ganz einfach. In der Adam-Kraft-Realschule beispielsweise müssen täglich bis zu 330 Schulessen zubereitet werden. Ein Zulieferer, der solche Mengen auch stemmen kann, ist wichtig für die regelmäßige Versorgung mit Bioessen.
Um diese Wertschöpfungsketten vom Anbau über den Vertrieb bis auf den Teller der Kantinengäste zu gewährleisten, hat sich Anfang 2023 die Regionalwert AG Franken gegründet. Verbraucherinnen und Verbraucher können Aktien der AG erwerben und so die Produktion von Bioprodukten fördern, regionale Wertschöpfungsketten aufbauen und dafür sorgen, dass auch in Mensas und Kantinen verstärkt gesundes Essen auf den Speiseplänen zu finden ist.
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