August 2017
Die Welt ist voller Dinge. Manche von ihnen verwandeln sich im Lauf ihres Lebens in Sammlerstücke und halten sich auf ihrer Reise von Mensch zu Mensch eine Weile bei Mustafa Cevik auf. Schon von früher Jugend an hat er sich in Museen, Auktionshäusern und auf Flohmärkten zum Fachmann für Kunst und Nippes, Schmuck und Spielzeug, Postkarten und Bücher ausgebildet – bis er zu einem wahrhaften Herrn der Dinge wurde. Der Film wirft einen Blick in sein faszinierendes Trödelladenreich, in dem (fast) jeder Suchende fündig wird – mehr oder minder beeinflusst von Herrn Ceviks fränkischer und türkischer Eloquenz.
Mai 2017
Selbstbestimmt, voneinander und miteinander lernen und dabei Spaß haben – das ist das Ziel der Lernwerkstatt in der Emskirchener Grundschule. Einmal pro Schuljahr kommt jede Klasse für drei Wochen in die Lernwerkstatt. In speziell für diesen Zweck umgewidmeten Räumen dürfen die Schüler selbst entscheiden, was sie erforschen wollen. Vorgegeben ist nur ein sehr allgemein formuliertes Thema. Wie sie an die notwendigen Informationen kommen und wie sie zum Abschluss ihre Forschungsergebnisse präsentieren, ist Sache der Schüler.
Die Schüler haben die Möglichkeit, in Kleingruppen und in ihrem eigenen Tempo den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie suchen zu ihrem Thema Informationen aus Büchern und dem Internet zusammen und experimentieren mit in der Lernwerkstatt vorhandenen Materialien. Wenn die Kinder die Informationen zu ihrem Thema zusammengetragen und im Forscherheft festgehalten haben, werden die Ergebnisse für die Präsentation vor der Klasse aufgearbeitet.
Die Lernwerkstatt erfordert auch von den Lehrern eine neue Interpretation ihrer Rolle: Sie sind nicht primär, wie im normalen Unterricht, als Wissensvermittler, sondern vielmehr als Lernbegleiter gefordert. Dieses Umdenken ist nicht jedem leicht gefallen. Inzwischen sind aber aus den meisten Skeptikern Fans der Lernwerkstattidee geworden.
Für Lernwerkstattberaterin Tanja Schedl geht es in der Lernwerkstatt um mehr als den Erwerb von reinem Faktenwissen: »Die Bedeutung, Wissen, Fakten abrufbar parat im Kopf zu haben, zeigt sich in der Gesellschaft kaum noch als notwendig, bei einem normalen Abendessen sitzen Menschen am Tisch und jeder hat sofort die Möglichkeit, digital auf ein Lexikon zuzugreifen und dieses Wissen parat zu haben, insofern hat die Technik diese Notwendigkeit, Wissen und Fakten abrufbar zu haben, einfach überholt.«
Für sie spielen das Erlernen von eigenverantwortlichem, selbstbestimmten Handeln, die Entwicklung von Sozialkompetenz und das kreative Präsentieren der Ergebnisse eine mindestens genauso große Rolle. Sie sieht in der Methode auch eine Möglichkeit, die Kreatvität von Kindern zu fördern: »In der normalen Freizeitgestaltung ist bei unseren Kindern häufig zu beobachten, dass sie bespielt oder bespaßt oder versportet in irgend einer Form immer angeleitet werden, und kreative eigenen Ideen zu finden von den Kindern einfach wenig gefragt wird.«
Schule kann Spass machen! Das kann man an der Emskirchener Grundschule hautnah erleben.
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Dieser Film wurde als Kooperationsprojekt im Auftrag der HERMANN GUTMANN STIFTUNG in journalistischer Verantwortung von Medien Praxis e. V. realisiert. |
November 2016
Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse von Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien können in Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen von Kommunen, Verbänden und Vereinen ein Freiwilliges Soziales Schuljahr (FSSJ) ableisten.
Die Einsatz-Möglichkeiten reichen von Kindergärten bis Altenheimen, von der Freiwilligen Feuerwehr zum Bund Naturschutz, vom Tierheim zum Sportverein. Das FSSJ beinhaltet über die Dauer eines Schuljahres außerhalb des Unterrichts eine zweistündige ehrenamtliche Tätigkeit in der Woche.
Dieses Projekt der Caritas bietet Schülerinnen und Schülern die Chance, sich sozial zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und wichtige soziale Kompetenzen zu trainieren. Zudem gibt es Anregungen für die berufliche Zukunft und ein Zeugnis.
Juli 2015
14 Jahre lang haben wir drei Paare mit der Kamera begleitet, sechs Menschen, die im Alter von 57 bis 81 gemeinsam in Heroldsberg bei Nürnberg gebaut haben. Der Wunsch von Horenburgs, Müllenhoffs und Luthers: möglichst lange in einer Hausgemeinschaft eigenverantwortlich zu leben und die Zeit nach dem Erwerbsleben miteinander zu genießen.
Für Ursula Müllenhoff ist das Wohnprojekt eine »Abkehr von dem völlig absurden isolierten Leben, was sehr viele Menschen heutzutage leben« und Angelika Horenburg verbindet mit dem Altersheim die Vorstellung, »dass ich alles abgebe. Und ich weiß, dass das für mich tödlich wäre.«
Viele Jahre haben sich die drei Paare auf diesen Schritt vorbereitet, und doch müssen sie schon nach wenigen Wochen feststellen, dass das gemeinsame Leben in einem Wohnprojekt nicht ganz einfach ist. Um das Projekt nicht scheitern zu lassen, holen sie sich Hilfe von außen und schaffen es so, sich für die Gedanken und Vorstellungen der Mitbewohner zu öffnen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
14 Jahre sind eine lange Zeit, und immer wieder muss sich die Gemeinschaft mit Schicksalsschlägen und damit verbundenen Veränderungen auseinander setzen; dennoch hat es keine(r) der Beteiligten bereut, sich auf das Experiment eingelassen zu haben.
Der Film dokumentiert das Leben in der Hausgemeinschaft von der Planungsphase bis in die Gegenwart. Er vermittelt Einblicke in ein ungewöhnliches Wohnprojekt, dessen Bewohner über ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche (und was daraus im Laufe der Jahre geworden ist) offen berichten.
September 2012
In der Nähe der mittelfränkischen Gemeinde Dietersheim liegt der Hausenhof: Die von einer Elterninitiative vor 25 Jahren gegründete anthroposophische Lebensgemeinschaft hat den Anspruch, umweltbewusst zu leben und Menschen mit Unterstützungsbedarf zu fördern.
Derzeit leben und arbeiten auf dem Hausenhof 122 Menschen – die Hälfte davon mit geistiger Behinderung. Das Gemüse wird in der Gärtnerei und auf den Feldern angebaut, Fleisch und Milch liefern die zum Hof gehörenden Schweine und Kühe. Der benötigte Strom kommt von den eigenen Photovoltaikanlagen, eine Hackschnitzelheizung sorgt im Winter für die nötige Wärme.
Die Menschen mit und ohne Förderbedarf leben in großfamilienähnlichen Strukturen zusammen. Arbeit finden die Bewohner in der Landwirtschaft oder der Dorfmeisterei, in der Käserei oder Bäckerei, in der Weberei oder dem Dorfladen. Die Reportage gewährt Einblicke in eine Lebensform, die mitunter an längst vergangene Zeiten erinnert und doch zukunftsfähig zu sein scheint.
Juni 2012
Familie Malowaniec bewohnt mit zwei Kindern, einer Katze und einem verspielten Hund ein Reihenhaus in einem Nürnberger Vorort. Der Vater geht zur Arbeit, die Mutter kümmert sich um den Haushalt und die Erziehung der Kinder. Eine Familie, wie es unzählige gibt, und doch werden sie in der Nachbarschaft zum Gesprächsstoff, als bekannt wird, dass ihre beiden Kinder hochbegabt sind und eine Klasse überspringen. Frau Malowaniec erinnert sich: »Als wir darüber gesprochen haben, weil wir einfach selber die Freude mitteilen wollten, haben wir gemerkt, dass es in Neid ausgeartet ist, und in Mobbing.« – eine Erfahrung, die Eltern hochbegabter Kinder immer wieder machen müssen.
Dabei ist es meist weder für die Eltern noch für die Kinder einfach, mit dieser besonderen Gabe umzugehen. Bei den einen führt die Unterforderung an der Schule zur Leistungsverweigerung, andere fühlen sich als etwas Besonderes, reagieren mit Arroganz und werden so zu Außenseitern.
Um derartige Probleme zu vermeiden, setzen sich die Eltern intensiv mit dem Thema auseinander und investieren viel Zeit in die Erziehung: »Das waren nicht Kinder, die man in die Ecke setzen konnte, die haben einen immer wieder herausgefordert.« Sie versuchen, ihren Kindern eine unbeschwerte Kindheit, frei von Leistungsdruck zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig ein gesundes Selbstwertgefühl mitzugeben: »Ich hab immer mit den Kindern ein Lied gesungen – sei ein lebendiger Fisch und schwimme gegen den Strom, es ist manchmal schwer, gegen den Strom zu schwimmen, aber es lohnt sich.«
April 2012
Für Menschen, die aufgrund ihrer Biografie oder ihrer sozialen Stellung kaum mit einem universitären Bildungsangebot in Berührung kommen, rief der Verein Straßenkreuzer e. V. 2010 die Straßenkreuzer Uni ins Leben. Das Vorlesungsangebot ist kostenlos und wendet sich in erster Linie an Frauen und Männer aus Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Der Anspruch der Organisatoren ist es, wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu vermitteln und Interessierte ohne Zugangsschwelle an spannende Wissensgebiete heranzuführen. Dabei soll niemand ausgeschlossen werden, doch vielen Besuchern der Veranstaltungen fehlt es nicht nur am Geld, andere Bildungsangebote wahrzunehmen, sondern auch am dazu nötigen Selbstbewusstsein: »Es ist einfacher, zu so einer Veranstaltung zu gehen, wenn man weiß, die Leute haben alle eine ähnliche Geschichte wie ich, ich muss mich da nicht irgendwie vorstellen, rechtfertigen, ich werd’ nicht irgendwie komisch angeguckt.«
Januar 2012
»Warum sollen wir auf der Couch liegen? Wir wollen spielen!« Für Leonid Khenkin war die Sache klar, als er 2007 beim Jobcenter vorsprach: Arbeitslose Musiker aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sollten sinnvoll tätig werden und beispielsweise in Kindergärten und Altenheimen auftreten.
Aus der Idee wurde die Musikwerkstatt der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft Noris Arbeit (NoA) geboren. Sie hat zeitweise 80 ausgebildeten Sängern und Instrumentalisten eine Anstellung auf Basis von Ein-Euro-Jobs geboten und organisiert jährlich rund 2000 Auftritte. Weil nun die Eingliederungsmittel drastisch gekürzt worden sind, droht ihr Ende März 2012 das Aus – dies wäre das Ende für ein ungewöhnliches Projekt, welches soziale Integration und gesellschaftlichen Auftrag auf vorbildliche Weise verbindet.
Im Mittelpunkt der Reportage stehen der Orchesterleiter und Klarinettist Leonid Khenkin sowie die Opernsängerin Nailia Feyzullayeva, die mit der Hoffnung auf eine große Bühnenkarriere nach Deutschland kam. Der Film begleitet die beiden Künstler zu Proben und Auftritten und gibt Einblick in die harte Realität des Musikgeschäftes, an der ihre Träume zu scheitern drohen.
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