März 2011
1995 von jungen deutschen und türkischen Muslimen gegründet, befindet sich die Begegnungsstube Medina in der Nürnberger Südstadt in einem gewöhnlichen Mietshaus, von außen kaum erkennbar. Ihre Vereinsmitglieder versuchen mit großem ehrenamtlichem Engagement, Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen und den Menschen den Unterschied zwischen ihrer Religion einerseits und einem von Traditionen und kulturellen Überlieferungen geprägten Handeln mancher Muslime andererseits näher zu bringen.
Sie beteiligen sich an Veranstaltungen zum interreligiösen Austausch, betreiben ein Begegnungszentrum mit Museum und Moschee, welches auch Andersgläubigen offensteht, und laden unterschiedlichste Gruppen in die Vereinsräume ein, um sie über ihre Religion zu informieren. Dabei versuchen sie, den Menschen zu vermitteln, dass Ehrenmorde, Zwangsehen oder Frauenunterdrückung auf alte Traditionen zurückgehen, aber nichts mit ihrer Religion zu tun haben, eigentlich sogar im Widerspruch zu dem stehen, was im Koran geschrieben steht.
Der keinem islamischem Verband angehörende Verein hat es durch seine Arbeit geschafft, das Vertrauen von vielen Organisationen zu gewinnen. Über 10.000 Menschen haben allein im letzten Jahr die kostenlosen und von den Vereinsmitgliedern auf ehrenamtlicher Basis durchgeführten Angebote von Medina wahrgenommen. Inzwischen besuchen sogar Bundeswehrsoldaten und Polizeianwärter die Begegnungsstube, um sich über den Islam zu informieren.
Mai 2010
Anastasia wurde in Moldawien geboren und war drei Jahre alt, als ihre Eltern sich trennten. Da ihre Mutter in Moldawien keine gut bezahlte Arbeit fand, fing sie an, ihr Geld mit Im- und Exportgeschäften zu verdienen. In den Jahren, in denen ihre Mutter meist auf Reisen war, lebten sie und ihr Bruder bei einer Tante. Unter der Trennung litt die Familie sehr. Nachdem Anastasias Mutter in Deutschland eine Arbeit gefunden hatte, kamen 2001 auch ihre Kinder hierher.
Anastasia war froh, wieder mit der Mutter zusammen zu sein. Sie hat schnell Deutsch gelernt, viele Freunde gefunden und ist eigentlich eine »integrierte Migrantin«. Doch die Sehnsucht nach Moldawien bleibt. »Ich fühl mich da einfach ganz anders. Ich bin ein ganz anderer Mensch.« Inzwischen ist Anastasia 19 und auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz – ihr Traum wäre es allerdings, noch mal eine Zeit in Moldawien zu verbringen. »Vielleicht hab ich dann satt davon, ich weiß es nicht, kann ja sein, dann kann ich hier frei normal leben wie jeder andere, weil jetzt geht das nicht, ich bin auf zwei Ländern so, sagen wir, verteilt. Ich hab woanders noch ein anderes Leben, es ist einfach so.«
Dezember 2008
Sisay Shimeles steht kurz vor Beendigung seines Kunststudiums in Äthiopien, als er einen Wettbewerb zur Ausgestaltung des Expostandes seines Heimatlandes in Hannover gewinnt. Der junge Künstler empfindet dies als große Ehre und kommt nach Deutschland, um 12 große Wandgemälde für den Äthiopischen Pavillon zu malen.
Sisay, zum damaligen Zeitpunkt politisch völlig unerfahren, nimmt die Aufgabe sehr ernst und versucht, in den Bildern neben den schönen und faszinierenden Seiten auch die vorhandenen Probleme in seiner Heimat darzustellen. So entsteht ein Bild, das auf die von Hungersnot und Krieg geprägte Realität Äthiopiens Bezug nimmt.
Dieses Bild verändert Sisays Situation entscheidend. Wenige Wochen vor Eröffnung der Expo kommen Regierungsmitarbeiter nach Deutschland. Sie entscheiden, das Bild nicht auszustellen und erklären Sisay zur unerwünschten Person. Von einem Tag auf den anderen wird aus dem ambitionierten jungen Künstler ein politischer Flüchtling. Der Film begleitet den Künstler bei seinem Versuch, in Deutschland eine neue Heimat zu finden und zeigt dabei einen Menschen, der trotz vieler Tiefschläge nicht aufgehört hat, an das Gute im Menschen zu glauben.
Juni 2008
Tunay Duman kam vor 30 Jahren mit einem abgeschlossenen Pharmaziestudium aus der Türkei nach Fürth, um seine Doktorarbeit in Deutschland zu machen. Doch es kam alles ganz anders, denn sein Studium wurde nicht anerkannt. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er als Hilfsarbeiter in der Großbäckerei Wölfel. Neben 10 Stunden Arbeit in der Firma beginnt er, Deutsch zu lernen und sich für die Probleme seiner türkischen Landsleute zu interessieren.
Er engagiert sich im türkischen Kulturverein, hilft türkischen Kindern bei den Hausaufgaben, wird in den Ausländerbeirat gewählt und sorgt als Vorsitzender von ditib dafür, dass seine Landsleute ein eigenes Kulturzentrum mit Moschee bekommen, so dass sie auch in Fürth so etwas wie Heimatgefühle entwickeln können. Das Portrait eines Mannes, der mit seinem Engagement einiges in Fürth auf den Weg brachte.
Februar 2007
Zahlreiche Künstler aus aller Welt haben in Deutschland Zuflucht gefunden und leben hier als Asylbewerber oder als anerkannte bzw. geduldete Flüchtlinge. Sie haben kaum Möglichkeiten, ihre Kunst einem breiten Publikum bekannt zu machen. Zudem fehlt es ihnen an Materialien, Räumlichkeiten und vor allem auch an finanziellen Mitteln. Hinzu kommen ausländerrechtliche Vorgaben wie Einschränkungen der Arbeitserlaubnis oder sogar generelles Arbeitsverbot. Diese Hürden will die Nürnbergerin Dagmar Gerhard mit ihrer Initiative art refugium überwinden, indem sie den ausländischen Künstlern ein Forum gibt.
September 2006
Aristides Laskaridis, heute Pari genannt, wächst als eines der ersten Gastarbeiterkinder im fränkischen Windsbach auf. Hier geht er auf das Gymnasium, wird Mitglied im bekannten Windsbacher Knabenchor und beginnt, sich intensiv mit Spiritualität zu beschäftigen.
Nach dem Abitur macht sich Pari auf eine spirituelle Suche, fährt regelmäßig nach Indien und besucht verschiedene spirituelle Lehrer und Yogis, um seinen eigenen Weg zu finden. Heute besitzt Pari einen Ferienclub auf Korfu und wird von vielen seiner Gäste selbst als spiritueller Lehrer gesehen.
Juni 2006
Zafer (21) würde gerne eine Ausbildung zum Schreiner machen, aber die Situation auf dem Arbeitsmarkt und eine Gefängnisstrafe haben dies bisher verhindert. So muss Zafer seine Freundin und ihren gemeinsamen Sohn mit Gelegenheitsjobs und Hartz IV »durchbringen«. Trotz aller Schwierigkeiten – Zafer ist sich sicher: »ein Kind würde ich trotzdem nochmal machen«.
Dezember 2005
Seit acht Jahren lebt das mongolische Ensemble Egschiglen in Röthenbach bei Nürnberg. Die ehemaligen Meisterschüler des Konservatoriums in Ulan Bator spielen vor allem neu arrangierte traditionelle Musik. Fernab ihrer Heimat versuchen sie, von ihrer Musik zu leben, ohne die eigenen kulturellen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Nicht ganz leicht in Zeiten, in denen die Gelder für Kultur immer spärlicher fließen.
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