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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


September 2022

Ab­schie­bung trotz Aus­bil­dung? – Als Facharbeiter*innen ge­braucht, als Ge­flüch­te­te un­er­wünscht

Wäh­rend der er­sten Flücht­lings­wel­le 2015 ka­men vie­le Ju­gend­li­che und jun­ge Er­wach­se­ne über das Mit­tel­meer nach Eu­ro­pa. In der Hoff­nung auf ei­ne bes­se­re Zu­kunft mach­ten sich auch Mift­ah Muk­tar Ab­doo und To­fik Aha­mad auf den ge­fähr­li­chen Weg.

Tofik Ahamad ist im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung als Rohrleitungsbauer.

Mit gro­ßem En­ga­ge­ment lern­ten sie die Spra­che, be­such­ten die Schu­le, er­ziel­ten gu­te Er­geb­nis­se und mach­ten sich dann auf die Su­che nach ei­nem Aus­bil­dungs­platz. Da bei­de im un­si­che­ren Sta­tus der Dul­dung le­ben, wa­ren vie­le Fir­men nicht be­reit, sie aus­zu­bil­den, da sie je­der­zeit ab­ge­scho­ben wer­den kön­nen. In­zwi­schen ha­ben bei­de Arbeitgeber*innen ge­fun­den, die be­reit wa­ren, das Ri­si­ko ei­ner Ab­schie­bung auf sich zu neh­men.

Tofiks Chef Thomas Pickl hat mit der Ausbildung von Geflüchteten gute Erfahrungen gemacht und fragt sich, warum Fachkräfte in anderen Ländern abgeworben werden, »wenn Menschen da sind, die das können oder sagen, sie sind bereit dazu, diese Arbeit zu machen.«

Mift­ah macht der­zeit ei­ne Aus­bil­dung zum Flie­sen­le­ger, To­fik lernt Rohr­lei­tungs­bau­er. Bei­des Be­ru­fe, für die deut­sche Fir­men hän­de­rin­gend nach Fach­kräf­ten su­chen.

Miftah Muktar Abdoo kommt aus Äthiopien und ist Fliesenleger im zweiten Lehrjahr.

Ob die bei­den dau­er­haft in Deutsch­land blei­ben dür­fen, ist al­ler­dings wei­ter­hin un­klar. Für sie, ih­re Arbeitgeber*innen und vie­le Fach­leu­te, die sich mit der Si­tua­ti­on auf dem deut­schen Ar­beits­markt be­schäf­ti­gen, ein un­er­träg­li­cher Zu­stand. »Das ist ge­lin­de ge­sagt ei­ne Rie­sen­saue­rei, dass Aus­zu­bil­den­de, die im Bau­ge­wer­be ler­nen oder ge­lernt ha­ben, ab­ge­scho­ben wer­den, weil wir hän­de­rin­gend Fach­ar­bei­ter brau­chen, ganz egal, aus wel­chem Land und wel­cher Na­ti­on.«, so Hans Beer von der IG-BAU.

Hans Beer - Bezirksvorsitzender der IG BAU - setzt sich dafür ein, dass Geflüchtete, die eine Ausbildung absolviert haben, in Deutschland bleiben dürfen und nicht abgeschoben werden.

Um den Fach­kräf­te­man­gel zu be­he­ben und den Ge­flüch­te­ten ei­ne si­che­re Zu­kunft zu er­mög­li­chen, for­dern vie­le Fach­leu­te und Arbeitgeber*innen ei­nen so­ge­nann­ten Spur­wech­sel. Gut in­te­grier­ten Ge­flüch­te­ten soll so nach ei­ner er­folg­reich ab­ge­schlos­se­nen Be­rufs­aus­bil­dung der Ver­bleib in der Bun­des­re­pu­blik zu­ge­stan­den wer­den, selbst wenn ih­rem Asyl­an­trag nicht statt­ge­ge­ben wur­de.

Andrea Ackermann hat im Rahmen ihrer Arbeit als Integrationsbeauftragte beim Nürnberger Sportservice 2018 eine WG gegründet, in der Miftah mit anderen Geflüchteten lebt und viel Unterstützung erfährt.

Für Mift­ah, To­fik und vie­le tau­send Ge­flüch­te­te wä­re ein Spur­wech­sel die Mög­lich­keit, oh­ne Angst vor Ab­schie­bung zu le­ben, den deut­schen Ar­beits­markt zu ent­la­sten und sich ei­ne Zu­kunft in Deutsch­land auf­zu­bau­en.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

August 2022

Tha­ya geht an Land – Die Me­ta­mor­pho­se ei­nes al­ten Se­gel­boo­tes

Das Holzboot »Thaya« war ein klassischer Fehlkauf auf eBay. Der Fotograf Ludwig Olah wollte es ursprünglich restaurieren. Diesen Plan musste er aber schnell wieder aufgeben.

Der Nürn­ber­ger Fo­to­graf Lud­wig Olah kauf­te sich auf Ebay ein al­tes Se­gel­boot. Sein Plan: Er möch­te das Schiff in sei­ner Frei­zeit re­stau­rie­ren und wie­der see­taug­lich ma­chen. Bald stellt sich je­doch her­aus, dass das Boot nicht mehr zu ret­ten ist.

Auf den Bühnen in der Region fühlt sich der Theaterfotograf eigentlich pudelwohl. Die Pandemie bremste seine Arbeit aber gehörig aus.

Aber Lud­wig Olah gibt nicht auf. Er ent­schließt sich zu ei­nem küh­nen Plan: Das Schiff soll ei­ne mo­bi­le Boots­bar auf Rä­dern wer­den. Aus ei­ner Schnaps­idee wird bald ein neu­es Ge­schäfts­mo­dell.

Bald war ein neuer Plan für das Boot gefasst: Es sollte eine mobile Bar auf Rädern werden. Eine Computeranimation visualisiert Olafs Idee.

Die Pan­de­mie bremst den Thea­ter-Fo­to­gra­fen dann wie vie­le sei­ner Kol­le­gen in der krea­ti­ven Sze­ne voll­kom­men aus. Er nutzt die Zeit oh­ne Auf­trä­ge und stürzt sich in die Um­bau­ar­bei­ten am Boot, fin­det Mit­strei­ter und hel­fen­de Hän­de. In­ner­halb von zwei Jah­ren wird so aus ei­nem Boots­wrack ei­ne ga­stro­no­mi­sche Per­le.

Seine Freizeit verbringt Ludwig meist beim Boot. So viel wie möglich renoviert er in Eigenregie. Viele Arbeitsstunden kommen dabei im Laufe der Zeit zusammen.

In die­ser Zeit muss­te nicht nur das Boot drei­mal um­zie­hen: Auch das Stu­dio des Fo­to­gra­fen in der Koh­len­hof­stra­ße wur­de in die­ser Zeit ab­ge­ris­sen und Olah muss­te sich be­ruf­lich ei­ne neue Blei­be su­chen.

Ohne Mitstreiter und helfende Hände wäre der Traum von der Bootsbar aber wohl nicht zustande gekommen. Patrik ist Schreiner und Fachmann wenn es um Holzarbeiten geht.

Das Boots­pro­jekt zeigt auf die­se Wei­se was mög­lich ist, wenn man sei­nen Träu­men Raum gibt. Lud­wig Olah hat nicht auf­ge­ge­ben, auch als es schein­bar kein Wei­ter­kom­men gab.

Ein Traum ist wahr geworden: Ludwig steht in seiner Bar. Dort sollen bald Kühlschränke und Zapfenlage installiert werden. Die erste große Party mit Bootstaufe kann kommen.

Ein Film von Nor­bert Gold­ham­mer  •  Län­ge: 30 Min.

Juli 2022

SCHWARZ/WEISS – All­tags­ras­sis­mus in Fran­ken?

Seit Black Li­ves Mat­ter wird auch hier­zu­lan­de dar­über dis­ku­tiert, ob es Men­schen mit dunk­le­rer Haut­fär­bung schwe­rer ha­ben als hell­häu­ti­ge. Stimmt das? Was hat es mit dem »White Pri­vi­le­ge« und dem »Ra­cial Pro­fil­ing« auf sich? point-Re­dak­teur Pe­ter Ro­mir (vi­su­ell qua­li­fi­ziert als »al­ter, wei­ßer Mann«) macht sich auf die Su­che nach Ant­wor­ten. Her­aus kommt ei­ne Rei­se mit über­ra­schen­den Wen­dun­gen, mu­si­ka­lisch un­ter­malt von YOHTO und mit hoch­ka­rä­ti­gen Be­geg­nun­gen:

Jonas Abou-Zaher erzählt auf der Veranstaltung »Kein Platz für Rassismus« von seinen Erfahrungen mit alltäglichen Anfeindungen wegen seiner Herkunft und Hautfarbe.

Kämp­fer und Po­et: Jo­nas Abou-Za­her fin­det sich als Deut­scher, der stolz auf sei­ne pa­lä­sti­nen­si­schen Wur­zeln ist, oft zwi­schen al­len Stüh­len wie­der.

Priscilla Hirschhausen engagiert sich als ehrenamtliche Projektkoordinatorin beim Verein »we integrate«, der geflüchtete Menschen begleitet und Integrationsprojekte unterstützt.

Ver­mitt­le­rin zwi­schen den Kul­tu­ren: Pri­scil­la Hirsch­hau­sen, eh­ren­amt­li­che Vor­sit­zen­de beim Ver­ein »we in­te­gra­te«, dis­ku­tiert mit uns über struk­tu­rel­len Ras­sis­mus, »White Pri­vi­le­ge« und die Stern­sin­ger.

Kriminaldirektor Holger Plank (rechts im Bild) ist überzeugt, dass Hautfarbe kein entscheidendes Merkmal für eine polizeiliche Überprüfung sein kann.

Ist die Po­li­zei di­vers ge­nug für die Zu­kunft? Hol­ger Plank, Lei­ter des Sach­ge­biets Ver­bre­chens­be­kämp­fung im Po­li­zei­prä­si­di­um Mit­tel­fran­ken spricht mit uns über »Ra­cial Pro­fil­ing« und struk­tu­rel­le Her­aus­for­de­run­gen.

»Das Konzept der Rasse ist veraltet« - Humanbiologe Ulrich Kattmann (rechts im Bild) plädiert dafür, dass alle Menschen sich als Homo Sapiens empfinden.

Gibt es über­haupt »Ras­sen«: Der Hu­man­bio­lo­ge Ul­rich Kat­tmann er­klärt uns den Stamm­baum der Men­schen und die bio­lo­gi­schen Hin­ter­grün­de un­ter­schied­li­cher Haut­far­ben.

Die Fürther Sozialpsychologin Stefanie Hechler engagiert sich beim »Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor« (NaDiRa) und forscht zum Verhalten von Gruppen.

War­um »WIR« im­mer bes­ser ist als »Die An­de­ren«: Im Ab­schluß­ge­spräch mit So­zi­al­psy­cho­lo­gin Ste­fa­nie Hech­ler ver­su­chen wir zu er­grün­den, war­um Men­schen da­zu nei­gen, sich in ver­fein­de­te Grup­pen auf­zu­tei­len – und wel­che Lö­sungs­an­sät­ze es gibt.

Ein Film von Pe­ter Ro­mir  •  Län­ge: 29:30 Min.

Mai 2022

600 Ta­ge Nürn­ber­ger Kli­ma­camp – Zeit für neue Ak­ti­ons­for­men?

Im letzten Plenum auf dem Sebalder Platz wird das Vorgehen für die Kundgebung, den Verschenkemarkt und den Abbau besprochen.

»Ein Ju­bi­lä­um und ein En­de. So­was fällt oft zu­sam­men.«, sagt Mar­kus Feu­er­lein bei der Ab­schluss­kund­ge­bung des Nürn­ber­ger Kli­ma­camps. Er war seit dem er­sten Tag ak­tiv an der Mahn­wa­che be­tei­ligt, die En­de April, nach 600 Ta­gen des Cam­pie­rens am Se­bal­der Platz und in Sicht­wei­te des Rat­hau­ses be­en­det wur­de.

Nach 600 Tagen Dauermahnwache gab es auf dem Sebalder Platz nicht nur Zelte, sondern sogar kleine Bäume wuchsen im Klimacamp.

Sie kämpf­ten für Kli­ma­ge­rech­tig­keit, woll­ten die Öf­fent­lich­keit für die dro­hen­den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels sen­si­bi­li­sie­ren und die Stadt da­zu be­we­gen, ih­re For­de­run­gen, die dem Stadt­rat seit 2019 vor­lie­gen, um­zu­set­zen.

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, kann auch der Regen den Abbau nicht mehr stoppen.

Ihr An­spruch war, mit dem Camp ei­nen Ort zu schaf­fen, der frei von Re­pres­si­on und Dis­kri­mi­nie­rung ist, in dem Ent­schei­dun­gen ge­mein­sam und gleich­be­rech­tigt ge­trof­fen wer­den, ei­nen Ort, an dem sich jede*r si­cher und wohl füh­len kann.

Jani, Matteo und Markus (von links)

point hat drei Aktivist*innen wäh­rend der letz­ten Camp­ta­ge be­glei­tet. Mar­kus, Ja­ni und Matteo er­zäh­len über gu­te und schwe­re Zei­ten, dar­über, was mit der Mahn­wa­che er­reicht wur­de, was die Zeit im Camp mit ih­nen per­sön­lich ge­macht hat, und ob sie sich wei­ter po­li­tisch en­ga­gie­ren wol­len.

Als Gruppe bleibt das Klimacamp bestehen und plant neue Aktionen.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

März 2022

Krea­ti­ve Per­spek­ti­ve – Die Si­tua­ti­on der frei­en Sze­ne in Nürn­berg

Die ehe­ma­li­ge Pin­sel­fa­brik Le­on­har­dy in der Jo­han­nis­stra­ße steht leer. Künst­ler aus dem Stadt­teil fra­gen sich, ob die wei­test­ge­hend in­tak­ten Räu­me der al­ten Fa­brik als Ate­liers ge­nutzt wer­den könn­ten. Doch die Stadt Nürn­berg als Ei­gen­tü­me­rin hat an­de­re Plä­ne: Das Ge­bäu­de wird wohl ab­ge­ris­sen wer­den, um die an­gren­zen­den Hes­pe­ri­den-Gär­ten er­wei­tern zu kön­nen. Für die Künstler*innen bleibt dann ver­mut­lich nur die Zwi­schen­nut­zung als mög­li­che Op­ti­on.

Die ehemalige Pinselfabrik im Nürnberger Stadtteil Johannis hat das Interesse dort ansässiger Künstler geweckt. Sie wird jedoch bald abgerissen.

Die freie Sze­ne hat es schwer: lang­fri­sti­ge Miet­ver­trä­ge sind die Aus­nah­me. Oft müs­sen Räum­lich­kei­ten schon nach we­ni­gen Jah­ren wie­der auf­ge­ge­ben wer­den, wie das »Auf AEG« und bei Quel­le be­reits ge­sche­hen ist. Aber Kunst braucht Raum und Krea­ti­ve ei­ne Per­spek­ti­ve. Tut die Stadt Nürn­berg ge­nug für ih­re Künstler*innen? Die Fra­ge steht seit län­ge­rem im Raum.

Künstler*innen des Nürnberger Atelierhauses »Auf AEG« schlossen sich auf der Suche nach einer neuen Heimat zusammen und fanden an der Tillystraße in Nürnberg eine neue kreative Bleibe.

Die neu ge­schaf­fe­nen Ate­liers in der Til­ly­stra­ße sind ein po­si­ti­ves Bei­spiel: Dort ha­ben vie­le ehe­ma­li­ge Künstler*innen Auf AEG durch tat­kräf­ti­ge Un­ter­stüt­zung des Kul­tur­re­fe­rats ei­ne neue Blei­be ge­fun­den. Na­tür­lich braucht es trotz­dem sehr viel Ei­gen­in­itia­ti­ve. Ein von den Krea­ti­ven ge­grün­de­ter Ver­ein sorgt für Struk­tur und küm­mert sich um die Ver­mie­tung des Ge­bäu­des.

Jeden Montag öffnet das Heizhaus seine Pforten für interessierte Besucher und bietet neben Werkstätten und Ateliers auch einen Markt mit regionalem Obst und Gemüse.

Auch im Heiz­haus auf dem al­ten Quel­le-Ge­län­de fin­det man viel En­ga­ge­ment: Dort fin­den sich schon seit meh­re­ren Jah­ren ne­ben Ate­liers auch Of­fe­ne Werk­stät­ten, klei­ne Un­ter­neh­men und ein wö­chent­li­cher Markt, der die An­woh­ner mit fri­schem Ge­mü­se aus dem Um­land ver­sorgt. Die­sen Sta­tus muss­te man sich aber hart er­kämp­fen. Auch die neu­en Mie­ter im Kes­sel­haus an der Für­ther Stadt­gren­ze ha­ben die­se Er­fah­rung ge­macht. Auch hier wa­ren es ehe­ma­li­ge Mieter*innen der Ate­liers Auf AEG, die sich dort in Ei­gen­re­gie oh­ne Un­ter­stüt­zung der Stadt ein neu­es krea­ti­ves Zu­hau­se ge­schaf­fen ha­ben.

Die Kreativen Kilian Reil und Sebastian Richter tüfteln zusammen im eigens geschaffenen Refugium im ehemaligen Kesselhaus einer alten Großwäscherei an neuen Projekten.

Fa­zit: Die freie Sze­ne hat in Nürn­berg gro­ßes Po­ten­zi­al, ist aber viel zu oft nicht sicht­bar.

Ein Film von Nor­bert Gold­ham­mer und Ka­tha­ri­na Was­mei­er  •  Län­ge: 30 Min.

Dezember 2021

»Wir blei­ben, bis Ihr han­delt!« – Die Men­schen vom Nürn­ber­ger Kli­ma­camp

Zweimal in der Woche setzen sich die Klimacamper*innen im Plenum zusammen und diskutieren aktuelle Fragen, treffen gemeinsam Entscheidungen und legen fest, welche Dinge erledigt werden müssen.

Win­ter 2021: Auf dem Se­bal­der Platz, in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zum Nürn­ber­ger Rat­haus, steht seit Sep­tem­ber 2020 das Kli­ma­camp. Mit ei­ner per­ma­nen­ten Mahn­wa­che ma­chen die Aktivist*innen seit mehr als ein­ein­vier­tel Jah­ren auf die dro­hen­den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels auf­merk­sam.

Im Laufe der 15 Monate waren mittlerweile über 400 Aktivist*innen im Klimacamp aktiv.

Mit ih­rem Pro­test woll­ten sie er­rei­chen, dass die ge­wähl­ten Vertreter*innen der Stadt­ge­sell­schaft, die An­stren­gun­gen, das 2015 in Pa­ris be­schlos­se­ne Ziel, die Erd­er­wär­mung auf 1,5 Grad zu be­gren­zen, ver­stär­ken.

Das Klimacamp steht mitten auf dem Sebalder Platz, in Sichtweite zum Nürnberger Rathaus.

Dar­über hin­aus ha­ben die Aktivist*innen den An­spruch, mög­lichst re­pres­si­ons- und hier­ar­chie­frei mit­ein­an­der um­zu­ge­hen. Für sie ist das Kli­ma­camp auch der Ver­such, »ei­ne Uto­pie im Blick­feld des Rat­hau­ses zu le­ben«.

Man kann jederzeit ins Camp kommen, um sich zu informieren und mit den Aktivist*innen ins Gespräch zu kommen.

An­dre­as Kriegl­stein, der Frak­ti­ons­chef der Nürn­ber­ger CSU, ließ im Sep­tem­ber 2021 ver­lau­ten, das The­ma sei »durch­kom­mu­ni­ziert«, und die Aktivist*innen sol­len den Platz der Be­völ­ke­rung zu­rück ge­ben. Das sa­hen die Klimacamper*innen völ­lig an­ders. Ge­mäß Ih­res Wahl­spruchs »Wir blei­ben, bis ihr han­delt« wol­len sie das Kli­ma­camp auf­recht­erhal­ten und die Mahn­wa­che auch im zwei­ten Win­ter fort­füh­ren.

Damit die längste Demonstration, die es in Nürnberg je gab, nicht aufgelöst werden kann, müssen Tag und Nacht mindestens zwei Menschen im Klimacamp sein.

point hat die Aktivist*innen zwei­ein­halb Mo­na­te im Herbst und Win­ter 2021 bei ih­rem Pro­test be­glei­tet. Ent­stan­den ist ei­ne Re­por­ta­ge über Men­schen, die sich mit ih­rem Han­deln der dro­hen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe in ei­ner ih­nen ei­ge­nen Ra­di­ka­li­tät ent­ge­gen stel­len.

Im drit­ten Teil der Re­por­ta­ge sind Auf­nah­men vom Hun­ger­streik der letz­ten Ge­ne­ra­ti­on zu se­hen – die Auf­nah­men stam­men von John Mio Meh­nert, der zu­sam­men mit An­ny Rei­ser die Ak­ti­on vor dem Ber­li­ner Reichs­tag be­glei­tet hat.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 80 Min.

September 2021

Der Mann in Ber­lin – Haupt­stadt­kor­re­spon­dent Ha­rald Bau­mer im Por­trait

Berlin ist seit 20 Jahren die Wahlheimat von Harald Baumer. Von dort berichtet er fast täglich für die Heimatzeitungen Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung.

Als er als Kor­re­spon­dent nach Ber­lin ging, war Ger­hard Schrö­der noch Kanz­ler. Nun geht auch die Ära von An­ge­la Mer­kel für ihn vor­über und ei­ne drit­te Kanz­ler­schaft be­ginnt in Kür­ze. Ha­rald Bau­mer hat als Haupt­stadt­kor­re­spon­dent des Ver­lags Nürn­ber­ger Pres­se schon Ei­ni­ges er­lebt. Er ver­sorgt die Le­ser in der frän­ki­schen Hei­mat seit 20 Jah­ren fast täg­lich mit Neu­ig­kei­ten über das po­li­ti­sche Ge­sche­hen in Ber­lin.

Hintergrundgespräche mit Abgeordneten des Bundestages sind essentiell wichtig für die Arbeit eines Hauptstadtkorrespondenten.

Sei­ne Be­rich­te er­schei­nen in den Nürn­ber­ger Nach­rich­ten, der Nürn­ber­ger Zei­tung und dem On­line-Por­tal nordbayern.de. Aber nicht nur im po­li­ti­schen Ber­lin ist Ha­rald Bau­mer mit Stift und Block auf der Su­che nach Ge­schich­ten: Er zeigt den Le­sern auch die schö­nen und be­son­de­ren Or­te ab­seits der Par­tei­en und Mi­ni­ste­ri­en.

Nah dran am Geschehen: Harald Baumer folgt den Ausführungen des Kanzlerkandidaten Armin Laschet bei der Buchvorstellung einer Biografie über Angela Merkel im Auditorium in Berlin.

In vie­len Ko­lum­nen hat Ha­rald Bau­mer sein Ber­lin skiz­ziert. Mal ro­man­tisch me­lan­cho­lisch, mal bunt, schrill und ver­rückt. Wir durf­ten ihn in Ber­lin bei sei­ner Ar­beit be­glei­ten und er nahm uns mit ins Zen­trum der Macht, aber auch zu den Sehn­suchtsor­ten, an de­nen er uns er­zähl­te, was es be­deu­tet, für die Le­ser aus der Haupt­stadt zu be­rich­ten.

Kontakt hält Harald Baumer zur Heimatredaktion nach Nürnberg hauptsächlich über Videokonferenzen. Hier im Gespräch mit Chefredakteur Alexander Jungkunz.

Ein Film von Nor­bert Gold­ham­mer  •  Län­ge: 30 Min.

Juli 2021

»Kein Ab­seits im Fußball«-Integrationsarbeit beim Nürn­ber­ger Sport­Ser­vice

Mindestens zweimal pro Woche ist die Ehrenamtlerin Anne Münch vor Ort, um die WG-Bewohner zu unterstützen.

Als im Som­mer 2015 nach UNHCR An­ga­ben mehr als 1 Mil­li­on Men­schen über das Mit­tel­meer nach Eu­ro­pa flo­hen, ka­men vie­le von ih­nen nach Nürn­berg. Der da­ma­li­ge Ober­bür­ger­mei­ster der Stadt Ul­rich Ma­ly er­kann­te schnell, dass man den Ge­flüch­te­ten, die zum gro­ßen Teil in Not­un­ter­künf­ten un­ter­ge­bracht wur­den, Be­schäf­ti­gungs­an­ge­bo­te ma­chen muss. So ent­stand das Pro­jekt »Kein Ab­seits im Fuß­ball«, das beim Nürn­ber­ger Sport­Ser­vice an­ge­sie­delt wur­de.

Es ist immer von Vorteil, wenn der Nachhilfelehrer die Muttersprache spricht – Während der Pandemie gibt Micko Dagne, der bereits das C1 Zertifikat hat, seinen äthiopischen Landsleuten Nachhilfe.

Was an­fangs vor al­lem da­zu dien­te, den Ge­flüch­te­ten Sport­an­ge­bo­te zu ma­chen, hat sich im Lau­fe der Jah­re zu ei­ner weit­rei­chen­den Un­ter­stüt­zung Ju­gend­li­cher und Her­an­wach­sen­der bei der In­te­gra­ti­on in Deutsch­land ent­wickelt. Ne­ben der Ko­ope­ra­ti­on mit meh­re­ren Nürn­ber­ger Sport­ver­ei­nen gibt es in­zwi­schen ei­ne Sport-WG, in der 17 Ge­flüch­te­te le­ben, die wäh­rend ih­rer schu­li­schen und be­ruf­li­chen Aus­bil­dung un­ter­stützt wer­den. Au­ßer­dem hat sich ei­ne ei­ge­ne Pro­jekt­mann­schaft ge­bil­det, die beim ASN Pfeil Phö­nix in­zwi­schen auch am Li­ga­be­trieb teil­ge­nom­men hat – bis die Pan­de­mie kam...

Jeden Samstag bieten die Projektteilnehmer, die alle ausgebildete Sportcoaches sind, Sport in verschiedenen Stilrichtungen an – natürlich Fußball, aber auch Boxen und Taekwondo.

Im Zen­trum der Ar­beit steht An­drea Acker­mann, die ge­mein­sam mit ei­nem Netz von eh­ren­amt­li­chen Hel­fern und gro­ßem ei­ge­nem En­ga­ge­ment das Pro­jekt mit Le­ben er­füllt. Zu ihr kom­men die Ju­gend­li­chen, wenn sie Schrei­ben der Aus­län­der­be­hör­de be­ant­wor­ten müs­sen, es in Schu­le oder Aus­bil­dung zu Pro­ble­men kommt oder sie ei­nen Aus­bil­dungs­platz su­chen. An­drea sucht für je­des Pro­blem nach ei­ner Lö­sung.

Trainer Leon Ackermann bereitet die Mannschaft auf eines der wenigen Fußballspiele zwischen den zwei Lockdowns in 2020 vor.

Die Ge­flüch­te­ten zah­len mit ge­sell­schaft­li­chem En­ga­ge­ment zu­rück. Sie ar­bei­ten als Co-Trai­ner bei ver­schie­de­nen Sport­ver­ei­nen, ma­chen Sport­an­ge­bo­te an Brenn­punkt­schu­len oder bie­ten an­de­ren, noch nicht so gut Deutsch spre­chen­den Ge­flüch­te­ten Deutsch­un­ter­richt an, da die Kur­se an Bil­dungs­ein­rich­tun­gen auf Grund von Co­ro­na über vie­le Mo­na­te aus­ge­fal­len sind. Ein Pro­jekt, das zeigt, wie wich­tig Un­ter­stüt­zung und ein ent­spre­chen­des Um­feld sind, da­mit In­te­gra­ti­on ge­lin­gen kann.

Im Juni 2019 feiern Andrea Ackermann und die Projektteilnehmer (3. Herrenmannschaft des Partnervereins ASN Pfeil Phönix) einen erfolgreichen Saisonabschluss in der B-Liga Frankenhöhe.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 75 Min.

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