November 2013
Die Idee der Verbindung von Landwirtschaft und Sozialarbeit/Sozialpädagogik hat vielfältige, voneinander unabhängige historische Wurzeln, u. a. das Wirken des ukrainischen Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko, aber auch die Impulse Rudolf Steiners in der Heilpädagogik und Landwirtschaft. In den letzten Jahren erlebt dieser Ansatz eine neue Blüte als Grüne Sozialarbeit und Soziale Landwirtschaft in einer Vielzahl von Einrichtungen mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen.
Ihr gemeinsames Ziel: Durch die Verbindung von Landwirtschaft, Gartenbau und sozialer Arbeit Menschen, die auf Grund eines Handicaps auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, Beschäftigung zu geben. Dabei steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die Suche nach einer Tätigkeit, die Sinn stiftet und Spaß macht, ohne zu überfordern.
Obwohl diese Konzepte schon seit Jahren erfolgreich in der Arbeit mit körperlich und geistig behinderten Menschen, mit psychisch Kranken und ehemals Drogenabhängigen angewandt werden, wird ihnen in Deutschland eine Anerkennung als eigenständige Therapieform verweigert. Nicht zuletzt um dies zu ändern, haben sich viele dieser Einrichtungen im Netzwerk »Soziale Landwirtschaft« zusammengeschlossen.
Der Film gibt Einblick in die Arbeit von vier Einrichtungen und zeigt auf, was sich die Beteiligten von dem Netzwerk erhoffen.
Oktober 2013
2009 kaufte Mühlenkraft e. V. in der Hersbrucker Schweiz die Harnbacher Mühle. Der Verein will das 21 Hektar große Gelände in den nächsten Jahren so entwickeln, dass Menschen mit Handicap hier nicht nur eine sinnvolle Arbeit finden, sondern ihnen auch ein möglichst freier Zugang zur Natur ermöglicht wird.
Unter dem Titel »Abenteuer für alle« organisiert der Verein bereits seit einigen Jahren Freizeiten in der Natur. Mit selbstgebauten Rollfietsen werden für gehbehinderte oder gelähmte Menschen Waldwege zugänglich, mit entsprechenden Schlauchbooten können sie sogar an einer Bootsfahrt teilnehmen.
Mit dem Ausbau des Geländes sollen in den nächsten Jahren diese Aktivitäten weiter entwickelt werden. Gleichzeitig soll die Harnbacher Mühle zu einem Ort der Begegnung werden, der Menschen mit Handicap interessante Arbeitsplätze bietet. Hierzu will der Verein eine Schule errichten, gastronomische Angebote machen und die Wald- und Wiesenflächen gärtnerisch bewirtschaften.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Zunächst muss das nötige Geld besorgt werden. Keine einfache Aufgabe, zumal das Gelände auch noch in einem Naturschutzgebiet liegt.
Die Reportage zeigt zum einen die ersten Freizeitangebote, die hier für Jugendliche mit und ohne Handicap gemacht werden, zeigt das ehrenamtliche Engagement des Netzwerkes »Unternehmen Ehrensache«, die bei einem Corporate Volunteering Day den Verein bei Arbeiten auf dem Gelände unterstützt haben und begleitete eine Gruppe von angehenden Permakulturdesignern, die sich eine Woche damit beschäftigt haben, wie man die geplanten Aktivitäten des Vereines an der Harnbacher Mühle so verwirklichen kann, dass dabei möglichst wenig Eingriffe in die Natur erforderlich sind.
Juli 2013
Mitte September sind Bundestagswahlen. Ein Thema, das auch in der Schule bearbeitet wird, aber bei Jugendlichen meist wenig Begeisterung auslöst. Grund genug für Medien PRAXIS e. V., das Thema gemeinsam mit Schülern des Nürnberger Johannes-Scharrer-Gymnasiums etwas genauer zu betrachten.
In dem Projekt »Schüler fragen – Politiker antworten« mit der Klasse 10c des Johannes-Scharrer-Gymnasiums haben Mitarbeiter von Medien PRAXIS e. V. in Zusammenarbeit mit dem Sozialkundelehrer von März bis Mitte Juli die Schüler darauf vorbereitet, jeweils halbstündige Interviews mit Bundestagsabgeordneten bzw. –kandidaten der fünf im Bundestag vertretenen Parteien zu führen, die dann auf unserem Sendeplatz in fünf point Spezial-Sendungen ausgestrahlt werden.
Auch in der 10c war das Interesse an Politik zunächst eher gering, die Aussagen der Schüler reichten von: »Oftmals verwirrend und kompliziert« bis zu »Für die meisten jungen Menschen echt uninteressant und eigentlich weiß keiner wirklich viel drüber«. Politiker waren »Leute, die versuchen, durch Verdrehung der Ereignisse Sachen für sich besser dastehen zu lassen«, »Leute, die viel reden und irgendwie nicht so viel machen« oder »sie sollten ’nen echten Doktortitel haben, den sie sich wirklich verdient haben und wenn nicht, dann sollten sie besser lügen können«.
In Kleingruppen wurde vier Monate und fast 40 Schulstunden lang recherchiert und diskutiert. Eine Schülergruppe befragte Passanten zu deren Politikverständnis und Anfang Juli führten die Schüler die Interviews mit Bundestagskandidaten der fünf im Bundestag vertretenen Parteien.
Nach der einleitenden Reportage am kommenden Sonntag sehen Sie an den folgenden fünf Sonntagen die Interviews mit den Politikern:
Sonntag, den 11. Aug. 2013: Harald Weinberg, MdB, DIE LINKE
Sonntag, den 18. Aug. 2013: Tilman Schürer, FDP
Sonntag, den 25. Aug. 2013: Uwe Kekeritz, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
Sonntag, den 01. Sep. 2013: Gabriela Heinrich, SPD
Sonntag, den 08. Sep. 2013: Michael Frieser, MdB, CSU
Dezember 2012
Seit vielen Jahren versucht die Stadt Fürth, für ihre Bürger ein attraktives Einkaufsangebot zu schaffen. Doch das veraltete Citycenter kämpft mit von Jahr zu Jahr zunehmenden Leerständen und in der Fußgängerzone haben sich vor allem Handyläden, Ein-Euro- und Back-Shops niedergelassen. So fahren immer mehr Fürther zum Einkaufen und Bummeln in die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen. Mit der Schaffung eines Neuen Einkaufsschwerpunktes in der Rudolf-Breitscheid-Straße, die sogenannte »Neue Mitte«, wird sich dies nun schon bald ändern, so hoffen zumindest die Stadtverantwortlichen, große Teile des Einzelhandels und auch viele Konsumenten.
Vom Investor MIB ist der Beginn der Bauarbeiten für das Frühjahr 2013 geplant, doch die Diskussionen, insbesondere um den Erhalt des ehemaligen Parkhotels, werden in den letzten Wochen immer emotionaler. Versteckt sich unter dem Putz des Gebäudes, dem ursprünglichen »Hotel National«, eine schöne, bewahrenswerte Fassade? Ist der im Gebäude befindliche Festsaal erhaltenswert und könnte er vielleicht sogar so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, mit dem man sich von der Konkurrenz aus den Nachbarstädten abheben kann? Passen die Entwürfe der vom Investor beauftragten Architekten in die Denkmalstadt Fürth? Fragen, die von vielen Bürgern sehr lebhaft diskutiert werden.
Da Medien PRAXIS e. V. diesen Prozess schon seit längerem verfolgt, haben wir beschlossen, Statements und Interviews von den an der Diskussion beteiligten Parteien sowie die Projektvorstellungen des Investors MIB ins Netz zu stellen, so dass sich interessierte Bürger ihre eigene Meinung bilden können:
September 2012
In der Nähe der mittelfränkischen Gemeinde Dietersheim liegt der Hausenhof: Die von einer Elterninitiative vor 25 Jahren gegründete anthroposophische Lebensgemeinschaft hat den Anspruch, umweltbewusst zu leben und Menschen mit Unterstützungsbedarf zu fördern.
Derzeit leben und arbeiten auf dem Hausenhof 122 Menschen – die Hälfte davon mit geistiger Behinderung. Das Gemüse wird in der Gärtnerei und auf den Feldern angebaut, Fleisch und Milch liefern die zum Hof gehörenden Schweine und Kühe. Der benötigte Strom kommt von den eigenen Photovoltaikanlagen, eine Hackschnitzelheizung sorgt im Winter für die nötige Wärme.
Die Menschen mit und ohne Förderbedarf leben in großfamilienähnlichen Strukturen zusammen. Arbeit finden die Bewohner in der Landwirtschaft oder der Dorfmeisterei, in der Käserei oder Bäckerei, in der Weberei oder dem Dorfladen. Die Reportage gewährt Einblicke in eine Lebensform, die mitunter an längst vergangene Zeiten erinnert und doch zukunftsfähig zu sein scheint.
Mai 2012
Die Wurzeln des Klezmer reichen zurück bis ins 11. Jahrhundert. Die Musik begleitete die aschkenasischen Juden schon auf ihrer Wanderschaft durch Westeuropa in den Osten des Kontinents. Klezmermusiker – auch Klezmorim genannt – zogen damals von Dorf zu Dorf. Sie waren nicht sehr angesehen, andererseits aber bei Feierlichkeiten, insbesondere bei Hochzeiten, unverzichtbar. Sie führten das Brautpaar durch den Tag und die mit dem Fest verbundenen Rituale und waren für eine gute Stimmung auf dem Fest verantwortlich. Wenn das Brautpaar die Musiker nicht zahlen konnte, übernahm die Gemeinde die Kosten für die Musiker.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts verlor die traditionelle Musik der osteuropäischen Juden mehr und mehr an Bedeutung. Viele Juden verbanden mit Klezmer die Zeit ihrer Unterdrückung in Osteuropa und die Shoa, und in Israel wandte man sich mehr und mehr orientalisch geprägter Musik zu.
In den 1970er Jahren, im Anschluss an das Revival der Folkmusik, erlebte Klezmer – zunächst in den USA – eine Art Wiedergeburt. Junge Juden begannen sich mit ihren Wurzeln auseinanderzusetzen, die Musik ihrer Vorfahren wieder zu entdecken und weiterzuentwickeln. Sie experimentierten mit Elementen aus Rock, Jazz, Funk und Hip Hop. Es entstanden neue Stilmixe, deren traditionelle Herkunft in manchen Fällen kaum noch zu hören war und die heute unter dem Begriff »Weltmusik« vermarktet wird.
Der Film gibt einen Einblick in die Geschichte des Klezmer, stellt verschiedene heute noch gespielte Stilrichtungen des Klezmer vor und geht der Frage nach, inwieweit der große Erfolg der Musik in Deutschland im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte stehen könnte.
April 2012
Für Menschen, die aufgrund ihrer Biografie oder ihrer sozialen Stellung kaum mit einem universitären Bildungsangebot in Berührung kommen, rief der Verein Straßenkreuzer e. V. 2010 die Straßenkreuzer Uni ins Leben. Das Vorlesungsangebot ist kostenlos und wendet sich in erster Linie an Frauen und Männer aus Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Der Anspruch der Organisatoren ist es, wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu vermitteln und Interessierte ohne Zugangsschwelle an spannende Wissensgebiete heranzuführen. Dabei soll niemand ausgeschlossen werden, doch vielen Besuchern der Veranstaltungen fehlt es nicht nur am Geld, andere Bildungsangebote wahrzunehmen, sondern auch am dazu nötigen Selbstbewusstsein: »Es ist einfacher, zu so einer Veranstaltung zu gehen, wenn man weiß, die Leute haben alle eine ähnliche Geschichte wie ich, ich muss mich da nicht irgendwie vorstellen, rechtfertigen, ich werd’ nicht irgendwie komisch angeguckt.«
Februar 2012
Noch ist es die große Ausnahme, dass Menschen mit geistiger Behinderung die Grundschule besuchen, in der freien Wirtschaft arbeiten oder mitten im Stadtteil in einer Wohngemeinschaft leben. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar war, soll, wenn es nach den Vorgaben einer von der Bundesregierung ratifizierten UN-Resolution geht, zum Normalfall werden. Ziel der Inklusion ist es, Menschen mit Handicap an allen gesellschaftlichen Belangen gleichberechtigt teilhaben zu lassen.
Seit 2002 gibt es an der Fürther Pestalozzischule eine inklusive Partnerklasse. Vom ersten bis zum vierten Schuljahr werden hier Kinder mit besonderem Förderbedarf im Bereich »geistige Entwicklung« gemeinsam mit Grundschulkindern unterrichtet.
Die Vielfalt der Begabungen stellt hohe Ansprüche an die Lehrer und erfordert zusätzliches Personal, um auch den schwächeren Schülern ein ihren Fähigkeiten adäquates Lernen zu ermöglichen. Ein Aufwand, der sich aus Sicht der Lehrerin Gabi Wille lohnt: »Ich finde es eine ganz wunderbare Art des Miteinanders, diese Freude, ein Buch in die Hand zu nehmen, beim einen Kind zu beobachten, während ein anderes jetzt schon mit Zahlen umgehen kann, aber nicht sprechen kann, und dieses Erlebnis ist jeden Tag ein Geschenk, aber jeder Tag ist unplanbar.«
Seit Herbst 2010 bietet die Lebenshilfe Fürth Mitarbeitern der Werkstätten die Möglichkeit, auf einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft zu wechseln. Mit Unterstützung eines Integrationsbeauftragten haben bisher acht Mitarbeiter diesen Schritt gewagt. Martin Truckenbrodt ist einer von ihnen: Er arbeitet im Warenlager einer Werbemittelfirma und sieht die Mehrbelastung, die die neue Arbeitsstelle mit sich bringt, positiv: »In den Werkstätten war ich dicker, da nehm ich wenigstens ab, weil ich soviel Bewegung hab«. Firmenchef Roland Brombacher ist mit Martin mehr als zufrieden: »Der hat einen wahnsinnigen Antrieb, der Kerl hat eine total gute Seele. Das kann man sich gar nicht vorstellen.«
Seit dem Frühjahr 2010 gibt es in Fürth für Menschen mit geistiger Behinderung eine Alternative zum Wohnheim. Die Lebenshilfe hat in der Fürther Südstadt eine Wohnung angemietet, in der junge Erwachsene die Möglichkeit haben, zusammen zu leben. Lisa, Tobias, Florian und Stefan haben sich bewusst für das ambulant begleitete Wohnen in einer Wohngemeinschaft entschieden, »weil wir halt selber alles lernen, essen, putzen, einkaufen...« Seit dem Einzug haben die WG-Bewohner große Fortschritte gemacht und vielleicht wird ihr großer Traum, ganz ohne Betreuung leben zu können, eines Tages Wirklichkeit.
Drei ermutigende Beispiele, aber die betroffenen Lehrer und Pädagogen warnen davor, aus solchen Beispielen zu schließen, dass dies die Lösung für alle Menschen mit Handicap sein kann.
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