August 2022
Der Nürnberger Fotograf Ludwig Olah kaufte sich auf Ebay ein altes Segelboot. Sein Plan: Er möchte das Schiff in seiner Freizeit restaurieren und wieder seetauglich machen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass das Boot nicht mehr zu retten ist.
Aber Ludwig Olah gibt nicht auf. Er entschließt sich zu einem kühnen Plan: Das Schiff soll eine mobile Bootsbar auf Rädern werden. Aus einer Schnapsidee wird bald ein neues Geschäftsmodell.
Die Pandemie bremst den Theater-Fotografen dann wie viele seiner Kollegen in der kreativen Szene vollkommen aus. Er nutzt die Zeit ohne Aufträge und stürzt sich in die Umbauarbeiten am Boot, findet Mitstreiter und helfende Hände. Innerhalb von zwei Jahren wird so aus einem Bootswrack eine gastronomische Perle.
In dieser Zeit musste nicht nur das Boot dreimal umziehen: Auch das Studio des Fotografen in der Kohlenhofstraße wurde in dieser Zeit abgerissen und Olah musste sich beruflich eine neue Bleibe suchen.
Das Bootsprojekt zeigt auf diese Weise was möglich ist, wenn man seinen Träumen Raum gibt. Ludwig Olah hat nicht aufgegeben, auch als es scheinbar kein Weiterkommen gab.
November 2018
Freakrunning ist eine Laufgruppe für Menschen mit und ohne psychische Erkrankung. Die Gruppe fällt schon alleine durch ihren gewollt provozierenden Namen auf. Freakrunning geht andere Wege als herkömmliche Selbsthilfegruppen. Die Laufgruppe gibt es seit über fünf Jahren und die Zahl der Mitlaufenden wächst stetig. Wir sprechen mit Jörg Bayer – dem Gründer von Freakrunning – und begleiten die Gruppe auf ihrer wöchentlichen Tour um den Wöhrder See. Dabei kommen wir auch mit weiteren Läufern ins Gespräch und befragen Mediziner, warum gerade Ausdauersportarten bei psychischen Problemen eine Therapiemöglichkeit sein können.
Volle Rückendeckung für dieses außergewöhnliche Konzept gibt es vom Verein »Nürnberger Bündnis gegen Depression«. Er wurde im Januar 2001 als bundesweit einzigartiges Modellprojekt in Nürnberg ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile sehr erfolgreich etabliert. Evelyn Kretzschmar engagiert sich seit der Gründung in dem Verein und ist in der Reportage kompetente Ansprechpartnerin zu den Fragen, wie die gesundheitliche Situation depressiver Menschen verbessert und wie das Wissen über diese Krankheiten in der Bevölkerung erweitert werden kann.
Selbsthilfegruppen sind heute ein anerkannter und unverzichtbarer Teil unseres Gesundheits- und Sozialsystems. In Mittelfranken gibt es derzeit fast 900. Gerade bei psychischen Problemen wie Depression oder bipolaren Störungen kann Gemeinschaft helfen. Die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen, kurz »Kiss« in Nürnberg informiert, berät und unterstützt zu allen Belangen rund um die gesundheitsbezogene und soziale Selbsthilfe. Wir stellen diese Einrichtung vor und sprechen mit Mitarbeitern und Verantwortlichen über ihre Arbeit und die Erfahrungen im Umgang mit den verschiedenen Gruppen, zu denen auch die Freakrunner gehören.
Die 30-minütige Reportage zeigt am Beispiel der Freakrunner, welchen Halt und welche Unterstützung Selbsthilfegruppen den Betroffenen und Angehörigen bei psychischen Problemen geben können. Der Film möchte damit auch die Entstigmatisierung dieser Erkrankungen voran bringen.
September 2012
In der Nähe der mittelfränkischen Gemeinde Dietersheim liegt der Hausenhof: Die von einer Elterninitiative vor 25 Jahren gegründete anthroposophische Lebensgemeinschaft hat den Anspruch, umweltbewusst zu leben und Menschen mit Unterstützungsbedarf zu fördern.
Derzeit leben und arbeiten auf dem Hausenhof 122 Menschen – die Hälfte davon mit geistiger Behinderung. Das Gemüse wird in der Gärtnerei und auf den Feldern angebaut, Fleisch und Milch liefern die zum Hof gehörenden Schweine und Kühe. Der benötigte Strom kommt von den eigenen Photovoltaikanlagen, eine Hackschnitzelheizung sorgt im Winter für die nötige Wärme.
Die Menschen mit und ohne Förderbedarf leben in großfamilienähnlichen Strukturen zusammen. Arbeit finden die Bewohner in der Landwirtschaft oder der Dorfmeisterei, in der Käserei oder Bäckerei, in der Weberei oder dem Dorfladen. Die Reportage gewährt Einblicke in eine Lebensform, die mitunter an längst vergangene Zeiten erinnert und doch zukunftsfähig zu sein scheint.
Dezember 2011
Wilhelm Löhe gründete 1854 die Diakonissenanstalt Neuendettelsau und nahm dort neben Alten und Kranken, erstmals in Bayern, auch Menschen mit geistiger Behinderung auf. Löhe ging davon aus, dass geistig behinderte Menschen bildungsfähig sind. Von daher liess er sie unterrichten und sorgte für Beschäftigung.
Doch die von Charles Darwins Evolutionstheorie ausgelöste Diskussion über die sogenannte Rassenhygiene führte bereits in den 1920er Jahren zu ersten Irritationen. Wissenschaftler und Ärzte diskutierten, ob man »unwertes Leben«, und dazu zählten auch geistig behinderte Menschen, ausmerzen müsse. Wozu dies im Dritten Reich führte, ist bekannt. Doch auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Menschen mit geistiger Behinderung weiter diskriminiert. Erst durch die von betroffenen Eltern überall in Deutschland gegründeten »Lebenshilfen« verbesserte sich langsam die Situation.
Der Film zeigt, wie sich der Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute verändert hat.
August 2010
Auf den ersten Blick sind es ganz gewöhnliche Jugendliche und doch unterscheiden sie sich von 98% der Bevölkerung – zumindest durch eine Zahl: Ihr IQ liegt über 130. Per Definition bedeutet dies – sie sind hochbegabt. Was zunächst nach einem Geschenk der Natur klingt, empfinden viele Hochbegabte als Belastung. Während die wenigen sogenannten Wunderkinder unter den Hochbegabten in den Medien gefeiert werden, haben viele Hochbegabte oft mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Viele verlieren bereits an der Grundschule die Lust am Unterricht. Die einen fühlen sich von dem dort Gebotenen unterfordert oder von den Lehrern negiert. Andere versuchen, ihr wahres Leistungsvermögen zu verstecken, um nicht aufzufallen und als Streber zu gelten. Das Ergebnis: Langeweile, Leistungsverweigerung, Frustration. Im Extremfall kann dies wie bei Conny G. zu dramatischen Situationen führen. So kam ihr Sohn eines Tages nach der Grundschule mit den Worten auf sie zu: »Mama, wenn mich der liebe Gott nicht von der Welt holt, dann mach ich es alleine.«
Der Film der Medien PRAXIS e. V. zeigt die Schwierigkeiten von Hochbegabten, mit sich und ihren intellektuellen Fähigkeiten klar zu kommen. Hochbegabte erzählen, was aus ihrer Sicht bei ihnen anders ist, warum die meisten nur ungern zur Schule gehen, obwohl sie sehr wissbegierig sind, weshalb manche Probleme haben, sich in der Welt der Nicht-Hochbegabten zurecht zu finden und welchen Umgang mit Hochbegabten sie sich von der Gesellschaft wünschen. Eine Reportage, die die Frage stellt, warum wir außergewöhnliche Leistungen in Sport und Kultur wertschätzen, uns aber so wenig Mühe machen, Hochbegabte und ihre Probleme ernst zu nehmen.
Juli 2005
Immer mehr Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen haben sich in den letzten Jahren ihren Wunsch nach Kindern erfüllt. Nach aktuellen Schätzungen leben derzeit mehrere hunderttausend Kinder bei gleichgeschlechtlichen Partnern, und das, obwohl der Weg zum Kind für die meisten Paare schwierig war und bis zum heutigen Tage ist.
Nachdem sich mit der Möglichkeit der Verpartnerung und Stiefkindadoption die rechtliche Situation für gleichgeschlechtliche Paare und Eltern in den letzten Jahren verbessert hat, droht jetzt neues Ungemach: Die Bayerische Staatsregierung geht vor das Verfassungsgericht, um die Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paare rückgängig zu machen. Für homosexuelle Paare wäre dies ein großer Rückschritt.
Juni 2002
Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine Krankheit, die nicht heilbar ist. Auch wenn es gelungen ist, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen, für die Betroffenen ist die Nachricht von MS betroffen zu sein, ein schwerer Schlag. In der Schulmedizin wird den Patienten geraten, die Krankheit mit Medikamenten zu bekämpfen, sobald die Diagnose MS gestellt ist. Es gibt aber auch Betroffene, die diese Meinung nicht teilen. Sie suchen nach Alternativen, setzen sich – meist gegen den Rat ihrer Ärzte – durch und suchen nach alternativen Formen der Behandlung der Krankheit. Ein Kraftakt, der sich ihrer Meinung nach lohnt. Sie sehen Erfolge, glauben, das Fortschreiten der Krankheit mindestens ebenso gut aufhalten zu können wie mit Medikamenten, dafür aber ohne deren Nebenwirkungen.
Bei Friedl Ertl hatte die Krankheit vor 11 Jahren ihren Gesundheitszustand so angegriffen, dass sie nur noch mit Unterstützung ihres Mannes gehen konnte. Die Ärzte empfahlen, einen Rollstuhl zu benutzen und Beta-Interferon zu spritzen, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Friedl Ertl entschied sich anders. Sie vertraute statt dessen auf die Hebener Diät als wichtigen Teil einer Eigentherapie. Jetzt wandert sie ohne Beschwerden.
Auf der Suche nach einem ganzheitlichen und selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit organisiert eine Selbsthilfegruppe von MS-Patienten auf der Nürnberger Burg regelmäßig Veranstaltungen. Es werden Vertreter neuer, oft alternativer Therapieansätze eingeladen oder Seminare zu Chi Gong, Reiki, Feldenkreis oder Kinesiologie abgehalten.
September 2000
Die Diagnose Alzheimer ist für die Betroffenen ein schwerer Schicksalsschlag. Nach und nach verlieren sie ihre Erinnerungen und damit auch ihre Identität. Betroffen sind aber nicht nur die altersverwirrten Menschen, sondern auch deren Angehörige. Auf ihnen lastet die Bürde der Krankheit ebenso schwer: Sie erleben, wie aus einem liebgewonnenen, vertrauten Menschen langsam ein hilfloser Pflegefall wird.
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