Januar 2013
Mit ihren 18 gastronomischen Betrieben, vielen kleinen Geschäften und schön sanierten alten Häusern ist die in der Fürther Altstadt gelegene Gustavstraße ein Ort, der Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus anzieht. Doch während die Besucher den südländisch wirkenden Charme genießen, hat sich die Straße in den letzten Jahren für einige Anwohner zum Albtraum entwickelt.
Die Ausweitung der Freischankflächen vor den Gaststätten und die steigende Anzahl von Festen mit der Möglichkeit, an den Sommerwochenenden bis 24.00 Uhr im Freien zu sitzen, haben dazu geführt, dass sich im Jahr 2010 etwa 80 Anwohner bei der Stadt über den zunehmenden Lärm in ihrem Wohnumfeld beschweren. Zwischen Wirten und Anwohnern werden Vereinbarungen geschlossen, die aber nach Ansicht letzterer nicht wirklich eingehalten werden. Anwohner sehen ihre Gesundheit bedroht. Wirte hingegen beklagen, dass ihre wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel stehe.
Im Sommer 2012 eskaliert die Situation: Ein Anwohner wird als psychisch krank diffamiert, im Internet werden T‑Shirts mit ehrverletzenden Aufdrucken angeboten und die öffentlich gehaltene Rede eines Musikers führt zu sehr emotionalen Äußerungen gegen die Beschwerdeführer. Der Rechtsreferent der Stadt Fürth spricht von faschistoiden Methoden, das Klima in der Gustavstrasse scheint endgültig vergiftet. Droht der gastronomischen Vorzeigestraße Fürths das Aus?
Der Film dokumentiert die Entwicklungen der letzten Monate, gibt der Stadt Fürth, Anwohnern, Wirten und Besuchern der Gustavstraße die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzustellen und stellt die Frage, wie man dort wieder zu einem friedlichen Miteinander finden kann.
August 2012
»Hier ist es einfach so friedlich!« Die junge Frau ist vom Rundblick über ihren kleinen Garten sehr angetan: Sie hat es nie bereut, sich vor einem Jahr für das Pachten einer Parzelle in der Schrebergartenanlage Baggerloch entschieden zu haben. Neben den Alteingesessenen, die ihre Gärten hier oft schon von der Elterngeneration übernommen haben, entdecken auch junge Menschen und Familien mit kleinen Kindern zunehmend die Kolonien als erholsamen Ausgleich zum hektischen Leben in der Stadt.
Insbesondere Bürger mit Migrationshintergrund sind in der Anlage verhältnismäßig stark vertreten: Eine türkische Familie hat in ihrem Garten die ideale Möglichkeit gefunden, das Beisammensein im Kreis der großen Familie mit dem Aufenthalt in der Natur zu verbinden. Ihre Nachbarn, die den Garten schon in der zweiten Generation bewirtschaften, sind gelassen, auch wenn es nebenan mal turbulenter zugeht. Sie sind Rentner, und da sie aufgrund regelmäßiger Dialyse-Behandlungen keine Reisen mehr unternehmen können, ist ihnen die grüne Oase ihres Gartens zur zweiten Heimat geworden. »Wenn wir den nicht hätten, wo willst denn dann hin?« fassen sie es kurz und bündig zusammen.
Auch der ehemalige Vereinsvorsitzende Herr Kaiser verbringt viel Zeit im Baggerloch – manchmal mehr, als ihm lieb ist. Denn obwohl für frei werdende Gärten immer schnell ein Nachfolger gefunden werden kann, zeigen die neuen Pächter wenig Neigung zum Engagement in der Vereinsarbeit. Da sich schon seit Jahren kein Mitglied bereit erklärt, sein Amt zu übernehmen, führt er den Vorsitz kommissarisch weiter – trotz Gehbehinderung und seines hohen Alters von inzwischen fast 80 Jahren.
Mai 2012
Die Wurzeln des Klezmer reichen zurück bis ins 11. Jahrhundert. Die Musik begleitete die aschkenasischen Juden schon auf ihrer Wanderschaft durch Westeuropa in den Osten des Kontinents. Klezmermusiker – auch Klezmorim genannt – zogen damals von Dorf zu Dorf. Sie waren nicht sehr angesehen, andererseits aber bei Feierlichkeiten, insbesondere bei Hochzeiten, unverzichtbar. Sie führten das Brautpaar durch den Tag und die mit dem Fest verbundenen Rituale und waren für eine gute Stimmung auf dem Fest verantwortlich. Wenn das Brautpaar die Musiker nicht zahlen konnte, übernahm die Gemeinde die Kosten für die Musiker.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts verlor die traditionelle Musik der osteuropäischen Juden mehr und mehr an Bedeutung. Viele Juden verbanden mit Klezmer die Zeit ihrer Unterdrückung in Osteuropa und die Shoa, und in Israel wandte man sich mehr und mehr orientalisch geprägter Musik zu.
In den 1970er Jahren, im Anschluss an das Revival der Folkmusik, erlebte Klezmer – zunächst in den USA – eine Art Wiedergeburt. Junge Juden begannen sich mit ihren Wurzeln auseinanderzusetzen, die Musik ihrer Vorfahren wieder zu entdecken und weiterzuentwickeln. Sie experimentierten mit Elementen aus Rock, Jazz, Funk und Hip Hop. Es entstanden neue Stilmixe, deren traditionelle Herkunft in manchen Fällen kaum noch zu hören war und die heute unter dem Begriff »Weltmusik« vermarktet wird.
Der Film gibt einen Einblick in die Geschichte des Klezmer, stellt verschiedene heute noch gespielte Stilrichtungen des Klezmer vor und geht der Frage nach, inwieweit der große Erfolg der Musik in Deutschland im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte stehen könnte.
Juni 2011
Mourat, Sohn türkischstämmiger Griechen, wurde vor 21 Jahren in Fürth geboren. Nach einer Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer stellte er fest, dass er vom Leben mehr will, als Brot und Brötchen zu verkaufen. Seitdem sind einige Jahre vergangen.
Mourat tritt inzwischen bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Rapper M‑StYlEr auf und besucht gleichzeitig die Berufsoberschule, um sein Abitur nachzumachen. Er ist froh, dass er hier in Deutschland die Möglichkeit dazu hat und kann die Kritik von anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund an seiner neuen Heimat nicht verstehen. »Man scheisst nicht auf den Teller, von dem man isst!«, so lautet ein türkisches Sprichwort, das er in diesem Zusammenhang gerne zitiert.
Manchmal fühlt sich Mourat etwas zweigeteilt: Einerseits ist er ein sehr bodenständiger Mensch, dem die Familie über alles geht. Andererseits gibt es da den Rapper M‑StYlEr, dessen großer Traum es ist, Erfolg mit seiner Musik zu haben: »Der Mourat und der M‑StYlEr, das sind zwei Personen, der Mourat, der bin ich, der sorgt halt für seine Ausbildung, für seine Zukunft, der bildet sich weiter und der M‑StYlEr, der ist halt der Künstler, der in mir drin steckt, der braucht halt seine Bühne und für ihn wünsch ich mir halt nur ein Album aufm Regal zum Verkaufen, er soll eine Million damit verdienen und dann kann er schon in die Rente gehen, mehr braucht der nicht zu machen, und danach kann der Mourat in Ruhe mit seiner Familie glücklich in seinem Haus leben.«
September 2008
Familie Grauberger ist eine alteingesessene Schaustellerfamilie aus Fürth. Bereits in der vierten Generation bereisen sie mit ihren Geschäften Volksfeste und Kirchweihen. Ein anstrengendes Leben, denn die Arbeitszeiten werden immer länger und die Einnahmen sinken – aber keiner aus der Familie würde den Schaustellerberuf gegen eine andere Arbeit eintauschen.
Oktober 2007
Bayerns größte Straßenkärwa hat nicht nur eine Anziehung, die weit über die Region hinaus reicht, sondern auch eine lange Tradition. Die Reportage erzählt in historischen Bildern und Filmausschnitten kleine Geschichten aus der Vergangenheit und zeigt, was die Fürther Kirchweih bis heute von den üblichen Volksfesten unterscheidet. Vom Heringsbrater und der Ziehung der Hochzeitskasse über den billigen Jakob bis zum Baggersstand wird ein Stück Fürther Zeitgeschichte lebendig.
Juli 2002
Obwohl die Bundesrepublik noch immer das Land der Vereine ist, wird fast überall über Nachwuchsmangel geklagt. Die Jugend will sich nicht binden, will keine Verantwortung mehr übernehmen, sich nichts vorschreiben lassen, so ist zu hören. Das Ergebnis: Viele Vereine sind überaltert, ihre Auflösung scheint nur noch eine Frage der Zeit. Am Beispiel eines Gesangsvereins in einer kleinen Gemeinde in Mittelfranken wird die Problematik aufgezeigt.
April 2002
Wenn Josef Zeitler nicht gerade seinem Beruf als KfZ-Meister nachgeht, brütet er über der Umsetzung seiner Ideen. An vorderster Front steht dabei immer der ökologische Gedanke in Verbindung mit der Aufarbeitung der Geschichte. »Alles, was wir tun, sollte mit der Umwelt verträglich sein« – so Josef Zeitler.
Er belässt es aber nicht nur beim Reden. Er agiert, hat einen Prototypen für einen wasserstoffangetriebenen Roller entwickelt, will im nächsten Jahr ein Energiehaus bauen, das über Zugluft und Wasserstoff mit Energie versorgt wird. Ein Portrait eines Visionärs und Querdenkers.
Jüngste Kommentare